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ТОР 5 статей:

Методические подходы к анализу финансового состояния предприятия

Проблема периодизации русской литературы ХХ века. Краткая характеристика второй половины ХХ века

Ценовые и неценовые факторы

Характеристика шлифовальных кругов и ее маркировка

Служебные части речи. Предлог. Союз. Частицы

КАТЕГОРИИ:






Johann Wolfgang von Goethe 6 страница




 

Die Hexe:

 

Nun sagt, ihr Herren, was ihr schafft.

 

Mephistopheles:

 

Ein gutes Glas von dem bekannten Saft!

Doch muß ich Euch ums ältste bitten;

Die Jahre doppeln seine Kraft.

 

Die Hexe:

 

Gar gern! Hier hab ich eine Flasche,

Aus der ich selbst zuweilen nasche,

Die auch nicht mehr im mindsten stinkt;

Ich will euch gern ein Gläschen geben.

(Leise.) Doch wenn es dieser Mann unvorbereitet trinkt

So kann er, wißt Ihr wohl, nicht eine Stunde leben.

 

Mephistopheles:

 

Es ist ein guter Freund, dem es gedeihen soll;

Ich gönn ihm gern das Beste deiner Küche.

Zieh deinen Kreis, sprich deine Sprüche,

Und gib ihm eine Tasse voll!

 

(Die Hexe, mit seltsamen Gebärden, zieht einen Kreis und stellt wunderbare Sachen hinein; indessen fangen die Gläser an zu klingen, die Kessel zu tönen, und machen Musik. Zuletzt bringt sie ein großes Buch, stellt die Meerkatzen in den Kreis, die ihr zum Pult dienen und die Fackel halten müssen. Sie winkt Fausten, zu ihr zu treten.)

 

Faust(zu Mephistopheles):

 

Nein, sage mir, was soll das werden?

Das tolle Zeug, die rasenden Gebärden,

Der abgeschmackteste Betrug,

Sind mir bekannt, verhaßt genug.

 

Mephistopheles:

 

Ei Possen! Das ist nur zum Lachen;

Sei nur nicht ein so strenger Mann!

Sie muß als Arzt ein Hokuspokus machen,

Damit der Saft dir wohl gedeihen kann.

 

(Er nötigt Fausten, in den Kreis zu treten.)

 

Die Hexe(mit großer Emphase fängt an, aus dem Buche zu deklamieren):

 

Du mußt verstehn!

Aus Eins mach Zehn,

Und Zwei laß gehn,

Und Drei mach gleich,

So bist du reich.

Verlier die Vier!

Aus Fünf und Sechs,

So sagt die Hex,

Mach Sieben und Acht,

So ist's vollbracht:

Und Neun ist Eins,

Und Zehn ist keins.

Das ist das Hexen-Einmaleins!

 

Faust:

 

Mich dünkt, die Alte spricht im Fieber.

 

Mephistopheles:

 

Das ist noch lange nicht vorüber,

Ich kenn es wohl, so klingt das ganze Buch;

Ich habe manche Zeit damit verloren,

Denn ein vollkommner Widerspruch

Bleibt gleich geheimnisvoll für Kluge wie für Toren.

Mein Freund, die Kunst ist alt und neu.

Es war die Art zu allen Zeiten,

Durch Drei und Eins, und Eins und Drei

Irrtum statt Wahrheit zu verbreiten.

So schwätzt und lehrt man ungestört;

Wer will sich mit den Narrn befassen?

Gewöhnlich glaubt der Mensch, wenn er nur Worte hört,

Es müsse sich dabei doch auch was denken lassen.

 

Die Hexe(fährt fort):

 

Die hohe Kraft

Der Wissenschaft,

Der ganzen Welt verborgen!

Und wer nicht denkt,

Dem wird sie geschenkt,

Er hat sie ohne Sorgen.

 

Faust:

 

Was sagt sie uns für Unsinn vor?

Es wird mir gleich der Kopf zerbrechen.

Mich dünkt, ich hör ein ganzes Chor

Von hunderttausend Narren sprechen.

 

Mephistopheles:

 

Genug, genug, o treffliche Sibylle!

Gib deinen Trank herbei, und fülle

Die Schale rasch bis an den Rand hinan;

Denn meinem Freund wird dieser Trunk nicht schaden:

Er ist ein Mann von vielen Graden,

Der manchen guten Schluck getan.

 

(Die Hexe, mit vielen Zeremonien, schenkt den Trank in eine Schale, wie sie Faust an den Mund bringt, entsteht eine leichte Flamme.)

 

Nur frisch hinunter! Immer zu!

Es wird dir gleich das Herz erfreuen.

Bist mit dem Teufel du und du,

Und willst dich vor der Flamme scheuen?

 

(Die Hexe löst den Kreis. Faust tritt heraus.)

 

Nun frisch hinaus! Du darfst nicht ruhn.

 

Die Hexe:

 

Mög Euch das Schlückchen wohl behagen!

 

Mephistopheles(zur Hexe):

 

Und kann ich dir was zu Gefallen tun,

So darfst du mir's nur auf Walpurgis sagen.

 

Die Hexe:

 

Hier ist ein Lied! wenn Ihr's zuweilen singt,

So werdet Ihr besondre Wirkung spüren.

 

Mephistopheles(zu Faust):

 

Komm nur geschwind und laß dich führen;

Du mußt notwendig transpirieren,

Damit die Kraft durch Inn – und Äußres dringt.

Den edlen Müßiggang lehr ich hernach dich schätzen,

Und bald empfindest du mit innigem Ergetzen,

Wie sich Cupido regt und hin und wider springt.

 

Faust:

 

Laß mich nur schnell noch in den Spiegel schauen!

Das Frauenbild war gar zu schön!

 

Mephistopheles:

 

Nein! Nein! Du sollst das Muster aller Frauen

Nun bald leibhaftig vor dir sehn.

(Leise.) Du siehst, mit diesem Trank im Leibe,

Bald Helenen in jedem Weibe.

 

Straße (I)

 

Faust. Margarete vorübergehend.

 

Faust:

 

Mein schönes Fräulein, darf ich wagen,

Meinen Arm und Geleit Ihr anzutragen?

 

Margarete:

 

Bin weder Fräulein, weder schön,

Kann ungeleitet nach Hause gehn.

 

(Sie macht sich los und ab.)

 

Faust:

 

Beim Himmel, dieses Kind ist schön!

So etwas hab ich nie gesehn.

Sie ist so sitt- und tugendreich,

Und etwas schnippisch doch zugleich.

Der Lippe Rot, der Wange Licht,

Die Tage der Welt vergeß ich's nicht!

Wie sie die Augen niederschlägt,

Hat tief sich in mein Herz geprägt;

Wie sie kurz angebunden war,

Das ist nun zum Entzücken gar!

 

Mephistopheles tritt auf.

 

Faust:

 

Hör, du mußt mir die Dirne schaffen!

 

Mephistopheles:

 

Nun, welche?

 

Faust:

 

Sie ging just vorbei.

 

Mephistopheles:

 

Da die? Sie kam von ihrem Pfaffen,

Der sprach sie aller Sünden frei

Ich schlich mich hart am Stuhl vorbei,

Es ist ein gar unschuldig Ding,

Das eben für nichts zur Beichte ging;

Über die hab ich keine Gewalt!

 

Faust:

 

Ist über vierzehn Jahr doch alt.

 

Mephistopheles:

 

Du sprichst ja wie Hans Liederlich,

Der begehrt jede liebe Blum für sich,

Und dünkelt ihm, es wär kein Ehr

Und Gunst, die nicht zu pflücken wär;

Geht aber doch nicht immer an.

 

Faust:

 

Mein Herr Magister Lobesan,

Laß Er mich mit dem Gesetz in Frieden!

Und das sag ich Ihm kurz und gut:

Wenn nicht das süße junge Blut

Heut Nacht in meinen Armen ruht,

So sind wir um Mitternacht geschieden.

 

Mephistopheles:

 

Bedenkt, was gehn und stehen mag!

Ich brauche wenigstens vierzehn Tag,

Nur die Gelegenheit auszuspüren.

 

Faust:

 

Hätt ich nur sieben Stunden Ruh,

Brauchte den Teufel nicht dazu

So ein Geschöpfchen zu verführen.

 

Mephistopheles:

 

Ihr sprecht schon fast wie ein Franzos;

Doch bitt ich, laßt's Euch nicht verdrießen:

Was hilft's, nur grade zu genießen?

Die Freud ist lange nicht so groß,

Als wenn Ihr erst herauf, herum

Durch allerlei Brimborium,

Das Püppchen geknetet und zugericht't

Wie's lehret manche welsche Geschicht.

 

Faust:

 

Hab Appetit auch ohne das.

 

Mephistopheles:

 

Jetzt ohne Schimpf und ohne Spaß:

Ich sag Euch, mit dem schönen Kind

Geht's ein für allemal nicht geschwind.

Mit Sturm ist da nichts einzunehmen;

Wir müssen uns zur List bequemen.

 

Faust:

 

Schaff mir etwas vom Engelsschatz!

Führ mich an ihren Ruheplatz!

Schaff mir ein Halstuch von ihrer Brust,

Ein Strumpfband meiner Liebeslust!

 

Mephistopheles:

 

Damit Ihr seht, daß ich Eurer Pein

Will förderlich und dienstlich sein'

Wollen wir keinen Augenblick verlieren,

Will Euch noch heut in ihr Zimmer führen.

 

Faust:

 

Und soll sie sehn? sie haben?

 

Mephistopheles:

 

Nein!

Sie wird bei einer Nachbarin sein.

Indessen könnt Ihr ganz allein

An aller Hoffnung künft'ger Freuden

In ihrem Dunstkreis satt Euch weiden.

 

Faust:

 

Können wir hin?

 

Mephistopheles:

 

Es ist noch zu früh.

 

Faust:

 

Sorg du mir für ein Geschenk für sie! (Ab.)

 

Mephistopheles:

 

Gleich schenken? Das ist brav! Da wird er reüssieren!

Ich kenne manchen schönen Platz

Und manchen altvergrabnen Schatz;

Ich muß ein bißchen revidieren. (Ab.)

 

Abend. Ein kleines reinliches Zimmer

 

Margarete ihre Zöpfe flechtend und aufbindend.

 

Ich gäb was drum, wenn ich nur wüßt,

Wer heut der Herr gewesen ist!

Er sah gewiß recht wacker aus

Und ist aus einem edlen Haus;

Das konnt ich ihm an der Stirne lesen –

Er wär auch sonst nicht so keck gewesen. (Ab.)

 

Mephistopheles:

 

Herein, ganz leise, nur herein!

 

Faust(nach einigem Stillschweigen):

 

Ich bitte dich, laß mich allein!

 

Mephistopheles(herumspürend):

 

Nicht jedes Mädchen hält so rein. (Ab.)

 

Faust(rings aufschauend):

 

Willkommen, süßer Dämmerschein,

Der du dies Heiligtum durchwebst!

Ergreif mein Herz, du süße Liebespein,

Die du vom Tau der Hoffnung schmachtend lebst!

Wie atmet rings Gefühl der Stille,

Der Ordnung, der Zufriedenheit!

In dieser Armut welche Fülle!

In diesem Kerker welche Seligkeit!

 

(Er wirft sich auf den ledernen Sessel am Bette.)

 

O nimm mich auf, der du die Vorwelt schon

Bei Freud und Schmerz im offnen Arm empfangen!

Wie oft, ach! hat an diesem Väterthron

Schon eine Schar von Kindern rings gehangen!

Vielleicht hat, dankbar für den heil'gen Christ

Mein Liebchen hier, mit vollen Kinderwangen,

Dem Ahnherrn fromm die welke Hand geküßt.

Ich fühl o Mädchen, deinen Geist

Der Füll und Ordnung um mich säuseln,

Der mütterlich dich täglich unterweist

Den Teppich auf den Tisch dich reinlich breiten heißt,

Sogar den Sand zu deinen Füßen kräuseln.

O liebe Hand! so göttergleich!

Die Hütte wird durch dich ein Himmelreich.

Und hier!

 

(Er hebt einen Bettvorhang auf.)

 

Was faßt mich für ein Wonnegraus!

Hier möcht ich volle Stunden säumen.

Natur, hier bildetest in leichten Träumen

Den eingebornen Engel aus!

Hier lag das Kind! mit warmem Leben

Den zarten Busen angefüllt,

Und hier mit heilig reinem Weben

Entwirkte sich das Götterbild!

 

Und du! Was hat dich hergeführt?

Wie innig fühl ich mich gerührt!

Was willst du hier? Was wird das Herz dir schwer?

Armsel'ger Faust! ich kenne dich nicht mehr.

 

Umgibt mich hier ein Zauberduft?

Mich drang's, so grade zu genießen,

Und fühle mich in Liebestraum zerfließen!

Sind wir ein Spiel von jedem Druck der Luft?

 

Und träte sie den Augenblick herein,

Wie würdest du für deinen Frevel büßen!

Der große Hans, ach wie so klein!

Läg, hingeschmolzen, ihr zu Füßen.

 

Mephistopheles(kommt):

 

Geschwind! ich seh sie unten kommen.

 

Faust:

 

Fort! Fort! Ich kehre nimmermehr!

 

Mephistopheles:

 

Hier ist ein Kästchen leidlich schwer,

Ich hab's wo anders hergenommen.

Stellt's hier nur immer in den Schrein,

Ich schwör Euch, ihr vergehn die Sinnen;

Ich tat Euch Sächelchen hinein,

Um eine andre zu gewinnen.

Zwar Kind ist Kind, und Spiel ist Spiel.

 

Faust:

 

Ich weiß nicht, soll ich?

 

Mephistopheles:

 

Fragt Ihr viel?

Meint Ihr vielleicht den Schatz zu wahren?

Dann rat ich Eurer Lüsternheit,

Die liebe schöne Tageszeit

Und mir die weitre Müh zu sparen.

Ich hoff nicht, daß Ihr geizig seid!

Ich kratz den Kopf, reib an den Händen –

 

(Er stellt das Kästchen in den Schrein und drückt das Schloß wieder zu.)

 

Nur fort! geschwind!

Um Euch das süße junge Kind

Nach Herzens Wunsch und Will zu wenden;

Und Ihr seht drein

Als solltet Ihr in den Hörsaal hinein,

Als stünden grau leibhaftig vor Euch da

Physik und Metaphysika!

Nur fort! (Ab.)

 

Margarete mit einer Lampe.

 

Es ist so schwül, so dumpfig hie

 

(sie macht das Fenster auf)

 

Und ist doch eben so warm nicht drauß.

Es wird mir so, ich weiß nicht wie –

Ich wollt, die Mutter käm nach Haus.

Mir läuft ein Schauer übern ganzen Leib –

Bin doch ein töricht furchtsam Weib!

 

(sie fängt an zu singen, indem sie sich auszieht.)

 

Es war ein König in Thule

Gar treu bis an das Grab,

Dem sterbend seine Buhle

Einen goldnen Becher gab.

 

Es ging ihm nichts darüber,

Er leert ihn jeden Schmaus;

Die Augen gingen ihm über,

Sooft er trank daraus.

 

Und als er kam zu sterben,

Zählt er seine Städt im Reich,

Gönnt alles seinem Erben,

Den Becher nicht zugleich.

 

Er saß beim Königsmahle,

Die Ritter um ihn her,

Auf hohem Vätersaale,

Dort auf dem Schloß am Meer.

 

Dort stand der alte Zecher,

Trank letzte Lebensglut

Und warf den heiligen Becher

Hinunter in die Flut.

 

Er sah ihn stürzen, trinken

Und sinken tief ins Meer,

Die Augen täten ihm sinken,

Trank nie einen Tropfen mehr.

 

(Sie eröffnet den Schrein, ihre Kleider einzuräumen, und erblickt das Schmuckkästchen.)

 

Wie kommt das schöne Kästchen hier herein?

Ich schloß doch ganz gewiß den Schrein.

Es ist doch wunderbar! Was mag wohl drinne sein?

Vielleicht bracht's jemand als ein Pfand,

Und meine Mutter lieh darauf.

Da hängt ein Schlüsselchen am Band

Ich denke wohl, ich mach es auf!

Was ist das? Gott im Himmel! Schau,

So was hab ich mein Tage nicht gesehn!

Ein Schmuck! Mit dem könnt eine Edelfrau

Am höchsten Feiertage gehn.

Wie sollte mir die Kette stehn?

Wem mag die Herrlichkeit gehören?

 

(Sie putzt sich damit auf und tritt vor den Spiegel.)

 

Wenn nur die Ohrring meine wären!

Man sieht doch gleich ganz anders drein.

Was hilft euch Schönheit, junges Blut?

Das ist wohl alles schön und gut,

Allein man läßt's auch alles sein;

Man lobt euch halb mit Erbarmen.

Nach Golde drängt,

Am Golde hängt

Doch alles. Ach wir Armen!

 

Spaziergang

 

Faust in Gedanken auf und ab gehend.

 

Zu ihm Mephistopheles.

 

Mephistopheles:

 

Bei aller verschmähten Liebe! Beim höllischen Elemente!

Ich wollt, ich wüßte was Ärgers, daß ich's fluchen könnte!

 

Faust:

 

Was hast? was kneipt dich denn so sehr?

So kein Gesicht sah ich in meinem Leben!

 

Mephistopheles:

 

Ich möcht mich gleich dem Teufel übergeben,

Wenn ich nur selbst kein Teufel wär!

 

Faust:

 

Hat sich dir was im Kopf verschoben?

Dich kleidet's wie ein Rasender zu toben!

 

Mephistopheles:

 

Denkt nur, den Schmuck, für Gretchen angeschafft,

Den hat ein Pfaff hinweggerafft!

Die Mutter kriegt das Ding zu schauen

Gleich fängt's ihr heimlich an zu grauen,

Die Frau hat gar einen feinen Geruch,

Schnuffelt immer im Gebetbuch

Und riecht's einem jeden Möbel an,

Ob das Ding heilig ist oder profan;

Und an dem Schmuck da spürt, sie's klar,

Daß dabei nicht viel Segen war.

»Mein Kind«, rief sie,»ungerechtes Gut

Befängt die Seele, zehrt auf das Blut.

Wollen's der Mutter Gottes weihen,

Wird uns mit Himmelsmanna erfreuen!«

Margretlein zog ein schiefes Maul,

Ist halt, dacht sie, ein geschenkter Gaul,

Und wahrlich! gottlos ist nicht der,

Der ihn so fein gebracht hierher.

Die Mutter ließ einen Pfaffen kommen;

Der hatte kaum den Spaß vernommen,

Ließ sich den Anblick wohl behagen.

Er sprach:»So ist man recht gesinnt!

Wer überwindet, der gewinnt.

Die Kirche hat einen guten Magen,

Hat ganze Länder aufgefressen

Und doch noch nie sich übergessen;

Die Kirch allein, meine lieben Frauen,

Kann ungerechtes Gut verdauen.«

 

Faust:

 

Das ist ein allgemeiner Brauch,

Ein Jud und König kann es auch.

 

Mephistopheles:

 

Strich drauf ein Spange, Kett und Ring',

Als wären's eben Pfifferling',

Dankt' nicht weniger und nicht mehr,

Als ob's ein Korb voll Nüsse wär,

Versprach ihnen allen himmlischen Lohn –

Und sie waren sehr erbaut davon.

 

Faust:

 

Und Gretchen?

 

Mephistopheles:

 

Sitzt nun unruhvoll,

Weiß weder, was sie will noch soll,

Denkt ans Geschmeide Tag und Nacht,

Noch mehr an den, der's ihr gebracht.

 

Faust:

 

Des Liebchens Kummer tut mir leid.

Schaff du ihr gleich ein neu Geschmeid!

Am ersten war ja so nicht viel.

 

Mephistopheles:

 

O ja, dem Herrn ist alles Kinderspiel!

 

Faust:

 

Und mach, und richt's nach meinem Sinn,

Häng dich an ihre Nachbarin!

Sei, Teufel, doch nur nicht wie Brei,

Und schaff einen neuen Schmuck herbei!

 

Mephistopheles:

 

Ja, gnäd'ger Herr, von Herzen gerne.

 

(Faust ab.)

 

So ein verliebter Tor verpufft

Euch Sonne, Mond und alle Sterne

Zum Zeitvertreib dem Liebchen in die Luft. (Ab.)

 

Der Nachbarin Haus

 

Marthe allein.

 

Gott verzeih's meinem lieben Mann,

Er hat an mir nicht wohl getan!

Geht da stracks in die Welt hinein

Und läßt mich auf dem Stroh allein.

Tät ihn doch wahrlich nicht betrüben,

Tät ihn, weiß Gott, recht herzlich lieben. (Sie weint.)

Vielleicht ist er gar tot! – O Pein! –

Hätt ich nur einen Totenschein!

 

Margarete kommt.

 

Margarete:

 

Frau Marthe!

 

Marthe:

 

Gretelchen, was soll's?

 

Margarete:

 

Fast sinken mir die Kniee nieder!

Da find ich so ein Kästchen wieder

In meinem Schrein, von Ebenholz,

Und Sachen herrlich ganz und gar,

Weit reicher, als das erste war.

 

Marthe:

 

Das muß Sie nicht der Mutter sagen;

Tät's wieder gleich zur Beichte tragen.

 

Margarete:

 

Ach seh Sie nur! ach schau Sie nur!

 

Marthe(putzt sie auf):

 

O du glücksel'ge Kreatur!

 

Margarete:

 

Darf mich, leider, nicht auf der Gassen

Noch in der Kirche mit sehen lassen.

 

Marthe:

 

Komm du nur oft zu mir herüber,

Und leg den Schmuck hier heimlich an;

Spazier ein Stündchen lang dem Spiegelglas vorüber,

Wir haben unsre Freude dran;

Und dann gibt's einen Anlaß, gibt's ein Fest,

Wo man's so nach und nach den Leuten sehen läßt.

Ein Kettchen erst, die Perle dann ins Ohr;

Die Mutter sieht's wohl nicht, man macht ihr auch was vor.

 

Margarete:

 

Wer konnte nur die beiden Kästchen bringen?

Es geht nicht zu mit rechten Dingen!

 

(Es klopft.)

 

Ach Gott! mag das meine Mutter sein?

 

Marthe(durchs Vorhängel guckend):

 

Es ist ein fremder Herr – Herein!

 

Mephistopheles tritt auf.

 

Mephistopheles:

 

Bin so frei, grad hereinzutreten,

Muß bei den Frauen Verzeihn erbeten.

 

(Tritt ehrerbietig vor Margareten zurück.)

 

Wollte nach Frau Marthe Schwerdtlein fragen!

 

Marthe:

 

Ich bin's, was hat der Herr zu sagen?

 

Mephistopheles(leise zu ihr):

 

Ich kenne Sie jetzt, mir ist das genug;

Sie hat da gar vornehmen Besuch.

Verzeiht die Freiheit, die ich genommen,

Will Nachmittage wiederkommen.

 

Marthe(lacht):

 

Denk, Kind, um alles in der Welt!

Der Herr dich für ein Fräulein hält.

 

Margarete:

 

Ich bin ein armes junges Blut;

Ach Gott! der Herr ist gar zu gut:

Schmuck und Geschmeide sind nicht mein.

 

Mephistopheles:

 

Ach, es ist nicht der Schmuck allein;

Sie hat ein Wesen, einen Blick so scharf!

Wie freut mich's, daß ich bleiben darf.

 

Marthe:

 

Was bringt Er denn? Verlange sehr –

 

Mephistopheles:

 

Ich wollt, ich hätt eine frohere Mär! –

Ich hoffe, Sie läßt mich's drum nicht büßen:

Ihr Mann ist tot und läßt Sie grüßen.

 

Marthe:

 

Ist tot? das treue Herz! O weh!

Mein Mann ist tot! Ach ich vergeh!

 

Margarete:

 

Ach! liebe Frau, verzweifelt nicht!

 

Mephistopheles:

 

So hört die traurige Geschicht!

 

Margarete:

 

Ich möchte drum mein' Tag' nicht lieben,

Würde mich Verlust zu Tode betrüben.

 

Mephistopheles:

 

Freud muß Leid, Leid muß Freude haben.

 

Marthe:

 

Erzählt mir seines Lebens Schluß!

 

Mephistopheles:

 

Er liegt in Padua begraben

Beim heiligen Antonius

An einer wohlgeweihten Stätte

Zum ewig kühlen Ruhebette.

 

Marthe:

 

Habt Ihr sonst nichts an mich zu bringen?

 

Mephistopheles:

 

Ja, eine Bitte, groß und schwer:

Laß Sie doch ja für ihn dreihundert Messen singen!

Im übrigen sind meine Taschen leer.

 

Marthe:

 

Was! nicht ein Schaustück? kein Geschmeid?

Was jeder Handwerksbursch im Grund des Säckels spart,

Zum Angedenken aufbewahrt,

Und lieber hungert, lieber bettelt!

 

Mephistopheles:

 

Madam, es tut mir herzlich leid;

Allein er hat sein Geld wahrhaftig nicht verzettelt.

Auch er bereute seine Fehler sehr,

Ja, und bejammerte sein Unglück noch viel mehr.

 

Margarete:

 

Ach! daß die Menschen so unglücklich sind!

Gewiß, ich will für ihn manch Requiem noch beten.

 

Mephistopheles:

 

Ihr wäret wert, gleich in die Eh zu treten:

Ihr seid ein liebenswürdig Kind.

 

Margarete:

 

Ach nein, das geht jetzt noch nicht an.

 

Mephistopheles:

 

Ist's nicht ein Mann, sei's derweil ein Galan.

's ist eine der größten Himmelsgaben,

So ein lieb Ding im Arm zu haben.

 

Margarete:

 

Das ist des Landes nicht der Brauch.

 

Mephistopheles:

 

Brauch oder nicht! Es gibt sich auch.

 

Marthe:

 

Erzählt mir doch!

 

Mephistopheles:

 

Ich stand an seinem Sterbebette,

Es war was besser als von Mist,

Von halbgefaultem Stroh; allein er starb als Christ

Und fand, daß er weit mehr noch auf der Zeche hätte.

»Wie«, rief er,»muß ich mich von Grund aus hassen,

So mein Gewerb, mein Weib so zu verlassen!

Ach, die Erinnrung tötet mich

Vergäb sie mir nur noch in diesem Leben!«

 

Marthe(weinend):

 

Der gute Mann! ich hab ihm längst vergeben.

 

Mephistopheles:

 

»Allein, weiß Gott! sie war mehr schuld als ich.«

 

Marthe:

 

Das lügt er! Was! am Rand des Grabs zu lügen!

 

Mephistopheles:

 

Er fabelte gewiß in letzten Zügen,

Wenn ich nur halb ein Kenner bin.

»Ich hatte«, sprach er,»nicht zum Zeitvertreib zu gaffen






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