ТОР 5 статей: Методические подходы к анализу финансового состояния предприятия Проблема периодизации русской литературы ХХ века. Краткая характеристика второй половины ХХ века Характеристика шлифовальных кругов и ее маркировка Служебные части речи. Предлог. Союз. Частицы КАТЕГОРИИ:
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Johann Wolfgang von Goethe 10 страницаOrchester(Pianissimo):
Wolkenzug und Nebelflor Erhellen sich von oben. Luft im Laub und Wind im Rohr, Und alles ist zerstoben.
Trüber Tag. Feld
Faust. Mephistopheles.
Faust:
Im Elend! Verzweifelnd! Erbärmlich auf der Erde lange verirrt und nun gefangen! Als Missetäterin Im Kerker zu entsetzlichen Qualen eingesperrt, das holde unselige Geschöpf! Bis dahin! dahin! – Verräterischer, nichtswürdiger Geist, und das hast du mir verheimlicht! – Steh nur, steh! wälze die teuflischen Augen ingrimmend im Kopf herum! Steh und trutze mir durch deine unerträgliche Gegenwart! Gefangen! Im unwiederbringlichen Elend! Bösen Geistern übergeben und der richtenden gefühllosen Menschheit! Und mich wiegst du indes in abgeschmackten Zerstreuungen, verbirgst mir ihren wachsenden Jammer und lässest sie hilflos verderben!
Mephistopheles:
Sie ist die erste nicht.
Faust:
Hund! abscheuliches Untier! – Wandle ihn, du unendlicher Geist! wandle den Wurm wieder in seine Hundsgestalt, wie er sich oft nächtlicherweile gefiel, vor mir herzutrotten, dem harmlosen Wandrer vor die Füße zu kollern und sich dem niederstürzenden auf die Schultern zu hängen. Wandl' ihn wieder in seine Lieblingsbildung, daß er vor mir im Sand auf dem Bauch krieche ich ihn mit Füßen trete, den Verworfnen! –»Die erste nicht!«– Jammer! Jammer! von keiner Menschenseele zu fassen, daß mehr als ein Geschöpf in die Tiefe dieses Elendes versank, daß nicht das erste genugtat für die Schuld aller übrigen in seiner windenden Todesnot vor den Augen des ewig Verzeihenden! Mir wühlt es Mark und Leben durch, das Elend dieser einzigen – du grinsest gelassen über das Schicksal von Tausenden hin!
Mephistopheles:
Nun sind wir schon wieder an der Grenze unsres Witzes, da, wo euch Menschen der Sinn überschnappt. Warum machst du Gemeinschaft mit uns wenn du sie nicht durchführen kannst? Willst fliegen und bist vorm Schwindel nicht sicher? Drangen wir uns dir auf, oder du dich uns?
Faust:
Fletsche deine gefräßigen Zähne mir nicht so entgegen! Mir ekelt's! – Großer, herrlicher Geist, der du mir zu erscheinen würdigtest, der du mein Herz kennest und meine Seele, warum an den Schandgesellen mich schmieden, der sich am Schaden weidet und am Verderben sich letzt?
Mephistopheles:
Endigst du?
Faust:
Rette sie! oder weh dir! Den gräßlichsten Fluch über dich auf Jahrtausende!
Mephistopheles:
Ich kann die Bande des Rächers nicht lösen, seine Riegel nicht öffnen. –»Rette sie!«– Wer war's, der sie ins Verderben stürzte? Ich oder du?
(Faust blickt wild umher.)
Greifst du nach dem Donner? Wohl, daß er euch elenden Sterblichen nicht gegeben ward! Den unschuldig Entgegnenden zu zerschmettern, das ist so Tyrannenart, sich in Verlegenheiten Luft zu machen.
Faust:
Bringe mich hin! Sie soll frei sein!
Mephistopheles:
Und die Gefahr, der du dich aussetzest? Wisse, noch liegt auf der Stadt Blutschuld von deiner Hand. Über des Erschlagenen Stätte schweben rächende Geister und lauern auf den wiederkehrenden Mörder.
Faust:
Noch das von dir? Mord und Tod einer Welt über dich Ungeheuer! Führe mich hin, sag ich, und befrei sie.
Mephistopheles:
Ich führe dich, und was ich tun kann, höre! Habe ich alle Macht im Himmel und auf Erden? Des Türners Sinne will ich umnebeln, bemächtige dich der Schlüssel und führe sie heraus mit Menschenhand! Ich wache, die Zauberpferde sind bereit, ich entführe euch. Das vermag ich.
Faust:
Auf und davon!
Nacht, offen Feld
Faust, Mephistopheles, auf schwarzen Pferden daherbrausend.
Faust:
Was weben die dort um den Rabenstein?
Mephistopheles:
Weiß nicht, was sie kochen und schaffen.
Faust:
Schweben auf, schweben ab, neigen sich, beugen sich.
Mephistopheles:
Eine Hexenzunft.
Faust:
Sie streuen und weihen.
Mephistopheles:
Vorbei! Vorbei!
Kerker
Faust mit einem Bund Schlüssel und einer Lampe, vor einem eisernen Türchen.
Mich faßt ein längst entwohnter Schauer, Der Menschheit ganzer Jammer faßt mich an Hier wohnt sie hinter dieser feuchten Mauer Und ihr Verbrechen war ein guter Wahn Du zauderst, zu ihr zu gehen! Du fürchtest, sie wiederzusehen! Fort! dein Zagen zögert den Tod heran.
(Er ergreift das Schloß. Es singt inwendig.)
Meine Mutter, die Hur Die mich umgebracht hat! Mein Vater, der Schelm Der mich gessen hat! Mein Schwesterlein klein Hub auf die Bein An einem kühlen Ort; Da ward ich ein schönes Waldvögelein; Fliege fort, fliege fort!
Faust(aufschließend):
Sie ahnet nicht, daß der Geliebte lauscht, Die Ketten klirren hört, das Stroh, das rauscht.
(Er tritt ein.)
Margarete(sich auf dem Lager verbergend):
Weh! Weh! Sie kommen. Bittrer Tod!
Faust(leise):
Still! Still! ich komme, dich zu befreien.
Margarete(sich vor ihn hinwälzend):
Bist du ein Mensch, so fühle meine Not.
Faust:
Du wirst die Wächter aus dem Schlafe schreien!
(Er faßt die Ketten, sie aufzuschließen.)
Margarete(auf den Knien):
Wer hat dir Henker diese Macht Über mich gegeben! Du holst mich schon um Mitternacht. Erbarme dich und laß mich leben! Ist's morgen früh nicht zeitig genung? (Sie steht auf.) Bin ich doch noch so jung, so jung! Und soll schon sterben! Schön war ich auch, und das war mein Verderben. Nah war der Freund, nun ist er weit; Zerrissen liegt der Kranz, die Blumen zerstreut. Fasse mich nicht so gewaltsam an! Schone mich! Was hab ich dir getan? Laß mich nicht vergebens flehen, Hab ich dich doch mein Tage nicht gesehen!
Faust:
Werd ich den Jammer überstehen!
Margarete:
Ich bin nun ganz in deiner Macht. Laß mich nur erst das Kind noch tränken. Ich herzt es diese ganze Nacht; Sie nahmen mir's, um mich zu kränken, Und sagen nun, ich hätt es umgebracht. Und niemals werd ich wieder froh.. Sie singen Lieder auf mich! Es ist bös von den Leuten! Ein altes Märchen endigt so, Wer heißt sie's deuten?
Faust(wirft sich nieder):
Ein Liebender liegt dir zu Füßen, Die Jammerknechtschaft aufzuschließen.
Margarete(wirft sich zu ihm):
O laß uns knien, die Heil'gen anzurufen! Sieh! unter diesen Stufen, Unter der Schwelle Siedet die Hölle! Der Böse, Mit furchtbarem Grimme, Macht ein Getöse!
Faust(lacht):
Gretchen! Gretchen!
Margarete(aufmerksam):
Das war des Freundes Stimme!
(Sie springt auf. Die Ketten fallen ab.)
Wo ist er? ich hab ihn rufen hören. Ich bin frei! mir soll niemand wehren. An seinen Hals will ich fliegen, An seinem Busen liegen! Er rief Gretchen! Er stand auf der Schwelle. Mitten durchs Heulen und Klappen der Hölle, Durch den grimmigen, teuflischen Hohn Erkannt ich den süßen, den liebenden Ton.
Faust:
Ich bin's!
Margarete:
Du bist's! O sag es noch einmal! (Ihn fassend.) Er ist's! Er ist's! Wohin ist alle Qual? Wohin die Angst des Kerkers? der Ketten? Du bist's! Kommst, mich zu retten. Ich bin gerettet! Schon ist die Straße wieder da Auf der ich dich zum ersten Male sah Und der heitere Garten Wo ich und Marthe deiner warten
Faust(fortstrebend):
Komm mit! Komm mit!
Margarete:
O weile Weil ich doch so gern, wo du weilest. (Liebkosend.)
Faust:
Eile! Wenn du nicht eilest Werden wir's teuer büßen müssen.
Margarete:
Wie? du kannst nicht mehr küssen? Mein Freund, so kurz von mir entfernt Und hast's Küssen verlernt? Warum wird mir an deinem Halse so bang? Wenn sonst von deinen Worten, deinen Blicken Ein ganzer Himmel mich überdrang Und du mich küßtest, als wolltest du mich ersticken. Küsse mich! Sonst küß ich dich! (Sie umfaßt ihn.) O weh! deine Lippen sind kalt, Sind stumm. Wo ist dein Lieben Geblieben? Wer brachte mich drum? (Sie wendet sich von ihm.)
Faust:
Komm! Folge mir! Liebchen, fasse Mut! Ich herze dich mit tausendfacher Glut Nur folge mir! Ich bitte dich nur dies!
Margarete(zu ihm gewendet):
Und bist du's denn? Und bist du's auch gewiß?
Faust:
Ich bin's! Komm mit!
Margarete:
Du machst die Fesseln los, Nimmst wieder mich in deinen Schoß. Wie kommt es, daß du dich vor mir nicht scheust? Und weißt du denn, mein Freund, wen du befreist?
Faust:
Komm! komm! schon weicht die tiefe Nacht.
Margarete:
Meine Mutter hab ich umgebracht, Mein Kind hab ich ertränkt. War es nicht dir und mir geschenkt? Dir auch. – Du bist's! ich glaub es kaum. Gib deine Hand! Es ist kein Traum! Deine liebe Hand! – Ach, aber sie ist feucht! Wische sie ab! Wie mich deucht, Ist Blut dran. Ach Gott! was hast du getan! Stecke den Degen ein, Ich bitte dich drum!
Faust:
Laß das Vergangne vergangen sein, Du bringst mich um.
Margarete:
Nein, du mußt übrigbleiben! Ich will dir die Gräber beschreiben, Für die mußt du sorgen Gleich morgen; Der Mutter den besten Platz geben, Meinen Bruder sogleich darneben, Mich ein wenig beiseit', Nur nicht gar zu weit! Und das Kleine mir an die rechte Brust. Niemand wird sonst bei mir liegen! – Mich an deine Seite zu schmiegen, Das war ein süßes, ein holdes Glück! Aber es will mir nicht mehr gelingen; Mir ist's, als müßt ich mich zu dir zwingen, Als stießest du mich von dir zurück; Und doch bist du's und blickst so gut, so fromm.
Faust:
Fühlst du, daß ich es bin, so komm!
Margarete:
Dahinaus?
Faust:
Ins Freie.
Margarete:
Ist das Grab drauß, Lauert der Tod, so komm! Von hier ins ewige Ruhebett Und weiter keinen Schritt Du gehst nun fort? O Heinrich, könnt ich mit!
Faust:
Du kannst! So wolle nur! Die Tür steht offen!
Margarete:
Ich darf nicht fort; für mich ist nichts zu hoffen. Was hilft es, fliehn? Sie lauern doch mir auf. Es ist so elend, betteln zu müssen Und noch dazu mit bösem Gewissen! Es ist so elend, in der Fremde schweifen Und sie werden mich doch ergreifen!
Faust:
Ich bleibe bei dir
Margarete:
Geschwind! Geschwind! Rette dein armes Kind! Fort! immer den Weg Am Bach hinauf, Über den Steg, In den Wald hinein, Links, wo die Planke steht, Im Teich. Faß es nur gleich! Es will sich heben, Es zappelt noch! Rette! rette!
Faust:
Besinne dich doch! Nur einen Schritt, so bist du frei!
Margarete:
Wären wir nur den Berg vorbei! Da sitzt meine Mutter auf einem Stein, Es faßt mich kalt beim Schopfe! Da sitzt meine Mutter auf einem Stein Und wackelt mit dem Kopfe Sie winkt nicht, sie nickt nicht, der Kopf ist ihr schwer, Sie schlief so lange, sie wacht nicht mehr. Sie schlief, damit wir uns freuten. Es waren glückliche Zeiten!
Faust:
Hilft hier kein Flehen, hilft kein Sagen, So wag ich's, dich hinwegzutragen.
Margarete:
Laß mich! Nein, ich leide keine Gewalt! Fasse mich nicht so mörderisch an! Sonst hab ich dir ja alles zulieb getan.
Faust:
Der Tag graut! Liebchen! Liebchen!
Margarete:
Tag! Ja, es wird Tag! der letzte Tag dringt herein; Mein Hochzeittag sollt es sein! Sag niemand, daß du schon bei Gretchen warst. Weh meinem Kranze! Es ist eben geschehn! Wir werden uns wiedersehn; Aber nicht beim Tanze. Die Menge drängt sich, man hört sie nicht. Der Platz, die Gassen Können sie nicht fassen. Die Glocke ruft, das Stäbchen bricht. Wie sie mich binden und packen! Zum Blutstuhl bin ich schon entrückt. Schon zuckt nach jedem Nacken Die Schärfe, die nach meinem zückt. Stumm liegt die Welt wie das Grab!
Faust:
O wär ich nie geboren!
Mephistopheles(erscheint draußen):
Auf! oder ihr seid verloren. Unnützes Zagen! Zaudern und Plaudern! Mein Pferde schaudern, Der Morgen dämmert auf.
Margarete:
Was steigt aus dem Boden herauf? Der! der! Schick ihn fort! Was will der an dem heiligen Ort? Er will mich!
Faust:
Du sollst leben!
Margarete:
Gericht Gottes! dir hab ich mich übergeben!
Mephistopheles(zu Faust):
Komm! komm! Ich lasse dich mit ihr im Stich.
Margarete:
Dein bin ich, Vater! Rette mich! Ihr Engel! Ihr heiligen Scharen, Lagert euch umher, mich zu bewahren! Heinrich! Mir graut's vor dir.
Mephistopheles:
Sie ist gerichtet!
Stimme(von oben):
Ist gerettet!
Mephistopheles(zu Faust):
Her zu mir!
(Verschwindet mit Faust.)
Stimme(von innen, verhallend):
Heinrich! Heinrich!
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