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Till Eulenspiegel—ein Volksbuch




Das 1515 in hochdeutscher Fassung veröffentlichte Volks­buch «Till Eulenspiegel», das allerdings um 1450 irgendwo im norddeutschen Sprachraum entstanden und später verlo­rengegangen war, ist gleichwie das Tierepos «Reinke de Vos» eine Gesellschaftssatire, allerdings anderer Art. Es ist nach Fr. Engels eine Dichtung, «wie sie wenige Völker aufzuweisen haben». Einstimmig charakterisiert man den Ti­telhelden dieser Dichtung, der im vierzehnten Jahrhundert gelebt haben soll und später Legende wurde, als Verkör­perung des Volkswitzes und den Wortführer aller besitzlosen, plebejischen Schichten.

Das realistisch-volksverbundene, gelegentlich derb-hu­moristische Buch setzt sich aus mehr als hundert Schwänken zusammen, deren jeder eine neue Episode aus dem Leben Till Eulenspiegels darstellt. Seine unerschrockene Lachlust verschont niemand, er macht sich, indem er absichtlich Befehle und Wünsche wörtlich befolgt, über alle und alles lustig, sowohl über die Oberen als auch über die Niedrigstehenden. Schonungslos geht er gegen Standesdünkel und Hoffart der Fürsten, Adligen und Stadtpatrizier, aber auch der Bauern und Handwerker vor. Torheit und Borniertheit, Habgier und Unwissenheit sowie andere menschliche Unzulänglichkeiten und Schwächen sind Zielscheibe seiner unversiegbaren Lachlust. Soziale Missstände werden gleichfalls in komischen, mitunter derb-humoristischen Episoden scharf attackiert. Die vorkommenden Trivialitäten und Unflätereien vermindern aber keineswegs den ästhetischen Wert und Wirksamkeit dieses Werkes.

Das Volksbuch über Till Eulenspiegel war seinerzeit sehr beliebt und ist es noch. Viele Dichter der späteren Genera­tionen griffen diesen Stoff immer wieder auf und bearbeiteten ihn. Hans Sachs gestaltete daraus mehrere Motive und Johann Fischart gab dieses Werk in Versform heraus. Später, im neun­zehnten und zwanzigsten Jahrhundert beschäftigten sich mit diesem Stoff der belgische Romanautor Charles de Coster und der westdeutsche Schriftsteller Günther Weisenborn.






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