Главная

Популярная публикация

Научная публикация

Случайная публикация

Обратная связь

ТОР 5 статей:

Методические подходы к анализу финансового состояния предприятия

Проблема периодизации русской литературы ХХ века. Краткая характеристика второй половины ХХ века

Ценовые и неценовые факторы

Характеристика шлифовальных кругов и ее маркировка

Служебные части речи. Предлог. Союз. Частицы

КАТЕГОРИИ:






GEGENSTAND UND AUFGABEN DER LINGUISTISCHEN STILISTIK




 

Linguistische Stilistik bezeichnet diejenige Beschäftigung mit Stil, die sich innerhalb eines linguistisch theoretischen Rahmens bewegt und sich linguistisch fundierter Kategorien und Methoden bedient.

Linguistische Stilistik und literaturwissenschaftliche Stilistik, die über ihre Beschäftigung mit sprachlichen Äußerungen / Texten miteinander verbunden sind, unterscheiden sich in ihren Zielsetzungen:

Die linguistische Stilistik ist primär erklärend. Sie behandelt z.B. erklärend, aufgrund welcher Bedingungen einzelne Sprachelemente zu Stilelementen werden oder welche Abhängigkeitsverhältnisse zwischen stilistischen Erscheinungen und außersprachlichen Faktoren bestehen.

Die literaturwissenschaftliche Stilistik ist dagegen primär verstehend; sie erschließt verstehend die Bedeutung stilistischer Erscheinungen in und für (vor allem) literarische(n) Texte(n).

Die linguistische Stilistik kann literaturwissenschaftlichen Stilistik bei der Erschlieβung der stilistischen Bedeutung der literarischen Texte Hilfestellung leisten.

Umgekehrt vermag auch die literaturwissenschaftlicheHilfestellung bei der Behandlung nichtliterarischer Texte zu leisten, da die Stilinterpretation nicht auf literarische Texte beschränkt ist.

In der linguistischen Stilistik existiert keine einheitliche Terminologie zur Bezeichnung der Teildisziplinen. So wird Stilistik (wie z. B. Grammatik)in mehrfacher Weise gebraucht.

Man meint damit u. A. Theorie des Stils, Kodifikation der stilistischen Mittel, Stilanalyse oder Stilpräskription.

Hier wird mit Stilistik der theoretische und angewandte Bereich zusammengefaßt, wobei es sich nicht vermeiden lässt, dass dieser Ausdruck auch für Einzelbereiche und -aspekte verwendet wird.

Zur Heraushebung des theoretischen Aspekts wird Stiltheorie benutzt, besonders dann, wenn einzelne theoretische Ansätze thematisiert werden.

Der Anwendungsbereich wird mit angewandte Stilistik bezeichnet.

 

Jede Beschäftigung mit Sprachstil erfordert eine Auseinandersetzung mit den vielfältigen Versuchen, Stil zu definieren. Zur Auflösung dieser Vielfalt werden verschiedene Wege beschritten:

(a) Der Stilbegriff wird völlig aufgegeben, da er als substanzlos und überflüssig betrachtet wird.

(b) Einer Stilauffassung wird vor allen anderen der Vorzug gegeben.

(c) Die einzelnen Stildefinitionen sollen in einer umfassenden Stildefinition aufgehen.

(d) Scheinbar konkurrierende Stilbegriffe werden als Thematisierungen von Teilaspekten des außerordentlich komplexen Phänomens Stil betrachtet. Stil steht als Abkürzung für einen ganzen Erklärungszusammenhang. Was mit Stil gemeint ist, wird erst durch die Explikation dieses Zusammenhangs verständlich.

Grundlage des Sprachstils ist die Variabilität natürlicher Sprache, die Variation und Flexibilität des Ausdrucks ermöglicht. Die im Spracherzeugungsprozess durchgeführte Wahl der sprachlichen Mittel manifestiert sich in der Äußerung, die das Produkt dieses Prozesses bildet, als Stil.

Allerdings ist der Stil einer Äußerung keine objektive, ein für allemal festgelegte Größe.

Denn der stilistische Charakter der verwendeten sprachlichen Mittel kann vom Produzenten und Rezipienten prinzipiell unterschiedlich aufgefasst und gewertet werden. Produzent und Rezipient sind jedoch in der Wahl und der Einordnung der stilistischen Mittel nicht völlig frei, da die Wahl- und Einordnungsmöglichkeiten in vielfältiger Weise eingeschränkt sind.

Diese Einschränkung erfolgt durch Stilregeln, die Normen der Sprachverwendung darstellen (Stilnormen) (W. Fleischer, G. Michel 1975: zum Normbegriff in der Sprachwissenschaft). Die durch Regeln geleitete Wahl und die nach individuellen und subjektiven Gesichtspunkten vorgenommene Wahl bilden zwei Grundkomponenten des Stils von Äußerungen, die sich in vielfältiger Weise miteinander vermischen.

Stil ist keine für die Äußerungen äußerliche, sondern eine wesentliche Erscheinung:

er erlaubt Schlüsse auf Fähigkeiten, Einstellungen und Absichten des Produzenten (deshalb kann der Stil Symptom sein);

er unterstützt die intendierte Wirkung auf den Rezipienten (deshalb ist der Stil als Signal zu bezeichnen);

er gilt zu interpretieren(so ist der Stil ein Symbol).

Zudem hängen die stilistische und inhaltliche Struktur von Äußerungen eng zusammen. Dieser Zusammenhang macht es prinzipiell möglich, die Ergebnisse der Stilanalyse, die die stilistischen Fakten erklärt, für eine inhaltliche Analyse zu nutzen (Stilinterpretation).

Bezogen auf die Unterscheidung von Inhalt (Was) und Form (Wie) beschäftigt sich die linguistische Stilistik mit dem Wie sprachlicher Äußerungen, d. h. mit ihrer stilistischen Struktur.

Als Teiltheorie der Linguistik behandelt sie die stilistischen Erscheinungen auf der Ebene der Virtualität (langue), wobei sie, wie jede Beschäftigung mit Sprache, von den realisierten Äußerungen (parole) ausgehen muss (Riesel 1971). Ihr Ziel besteht in der Beschreibung und Erklärung der Regeln, auf denen die stilistische Struktur von Äußerungen beruht.

Bezogen auf einen sprachhandlungstheoretischen (pragmatischen) Rahmen befasst sie sich mit dem Teil der kommunikativen Kompetenz, der als stilistische Kompetenz bezeichnet werden kann. Diese umfasst alle diejenigen Kenntnisse und Fähigkeiten von Sprachbenutzern, die die Verwendung sprachlicher Mittel nach stilistischen Gesichtspunkten ermöglichen bzw. das Ergebnis der Verwendung zu erkennen und einzuordnen erlauben.

Wichtige Aufgaben der linguistischen Stilistik bilden dabei:

– die theoretische Begründung der Kategorie Stil,

– die Aufstellung von Stiltypen und die Deskription und Kodifizierung der sie kennzeichnenden stilistischen Mittel,

– die Entwicklung von Prinzipien und Methoden der Stilanalyse,

– die wissenschaftliche Begündung von Sprach- und Stilkritik,

– die Aufstellung und Begründung von Stilnormen, die insbesondere dem Stilunterricht dienen können.

Obwohl die linguistische Stilistik nach Gegenstand, theoretischen und praktischen Zielsetzungen und Erkenntnisinteresse einen eigenständigen Teilbereich der Linguistik bildet, bedarf sie des engen Kontakts mit der linguistischen Theoriebildung sowie mit Teildisziplinen der Linguistik wie Phonemik, Graphemik, Lexikologie, Syntax, Textlinguistik, Pragmatik, da sie thematisiert, wie die in diesen Disziplinen systematisch behandelten sprachlichen Mittel verwendet werden.

Mit anderen linguistischen Teildisziplinen verbindet die Stilistik, dass sie sich mit Varianten in einer Sprache beschäftigt, die sich mittels verschiedenartiger Kriterien zuVarietäten zusammenschließen lassen. Die linguistische Stilistik beschäftigt sich mit stilistischen Varietäten (Stiltypen), während areale, soziale und historische Varietäten in anderen linguistischen Disziplinen behandelt werden. Erscheinungen aus diesen Bereichen können aber ebenfalls zum Gegenstand der Stilistik werden. Die Frage etwa, ob ein Sprachbenutzer eine Äußerung im Dialekt oder Standard formuliert, ist stilistisch relevant.

 

 

Текст № 2. STILBEGRIFFE

 

Die Bestimmung der Kategorie Stil ist und bleibt umstritten.

Die Vielschichtigkeit und der Aspektreichtum der Kategorie Sprachstil finden ihren Ausdruck in einer Reihe von Stilbegriffen. Diese unterscheiden sich in ihrer Orientierung (a) auf den Produktion saspekt, (b) auf den Rezeption saspekt, (c) auf die Äußerung / den Text als Produkt (sowie durch weitere Besonderheiten).

Stil als Wahl thematisiert explizit den Produktion saspekt.

Denn die Wahl ist die Teilaktivität im sprachlichen Handeln, in der durch die Ausschaltung der Alternativen die Form (das Wie) der Äußerung festgelegt wird.

Obwohl der Begriff der Wahl Wahlfreiheit impliziert, ist die Verwendung sprachlicher Mittel in vielen Hinsichten durch Stilnormen geregelt. Der Stil von Texten ist geprägt durch individuell begründete und damit tatsächlich freie Wahlakte und die sozial genormte Verwendung sprachlicher Mittel (Zusammenspiel von freiem und konditioniertem Sprachgebrauch (Sanders 1977: 15-35).

Die Determiniertheit der Verwendung sprachlicher Mittel schließt jedoch nicht aus, dass Sprachbenutzer zwischen Stilnormen im Sinne von Stiltypen wählen können. Sobald jedoch die Entscheidung gefallen ist, kann erwartet werden, dass nur ganz bestimmte sprachliche Mittel verwendet werden.

Dem Rezeption saspekt ist Stil als Konnotation zugeordnet.

Die stilistische Struktur des Textes bewirkt beim Rezipienten Assoziationen, die ihn gefühlsmäßig-emotional ansprechen oder die für ihn eine sekundäre Zeichenstruktur konstituieren und dadurch Erkenntnisprozesse initiieren können.

Die Mehrzahl der Stilbegriffe bezieht sich auf den Text als Produkt, wobei die Gesichtspunkte von Produktion und Rezeption implizit eine Rolle spielen können.

Bewusst textimmanent angelegt ist die Auffassung von Stil als ästhetisch wertvoller / künstlerischer Sprachgestaltung, die in ihrer Einheitlichkeit den Text zum Kunstwerk macht.

Vom Text ausgehend wird in psychologisierenden Ansätzen noch der Produzent mitberücksichtigt, wenn Stil als Reflex seelischen Erlebens oder Ausdruck der Persönlichkeit betrachtet wird.

Ein textlinguistisch fundierter Stilbegriff fasst Stil als „Art und Weise der Konstitution von Texten“. Stil resultiert aus der spezifischen Verwendung der Vertextungsregeln.

Auch die Wahrscheinlichkeit des Auftretens sprachlicher Mittel wird als stilistische Erscheinung betrachtet. Zum einen ist damit die Häufigkeit ihres Auftretens in einem Text / Textkorpus in Relation zu anderen Texten gemeint. Zum anderen wird damit die Durchbrechung einer Erwartungshaltung des Rezipienten angesprochen. Die stilistische Wirkung entsteht aus der überraschenden, da nur mit geringer Wahrscheinlichkeit erwartbaren Verwendung sprachlicher Mittel, die im Kontrast zum Kontext stehen.

Stilistische Mittel dieser Art haben relativen Charakter. Daneben gibt es aber auch absolute stilistische Mittel, deren Auftreten unabhängig von der Häufigkeit oder der Erwartungshaltung des Rezipienten ist. Z.B. vermittelt die Verwendung von er/sie als Anredepronomen anstelle von du ein ganz bestimmtes Zeitkolorit.

Stil als Schmuck (ornatus) oder Hinzufügung steht in der Tradition der Rhetorik.

Nach diesem Konzept wird entweder eine neutrale Formulierung entsprechend der beabsichtigten Wirkung stilistisch ausgeschmückt, oder ein noch ohne sprachliche Form existierender gedanklicher Inhalt wird sprachlich eingekleidet.

Eine wichtige Rolle spielt die Auffassung von Stil als Abweichung von einer Norm.

Dabei kontrastieren stilistisch neutrale (normale) Formen der Sprachverwendung mit stilistisch markierten. Diese Vorstellung ist weit verbreitet (so steht sie z.B. hinter den rhetorischen Konzept von Stil als Schmuck), und sie erscheint oft einleuchtend (stilistisch exponierte poetische Texte lassen sich intuitiv als Abweichungen von normalsprachlichen Sprachverwendung begreifen). Trotzdem bleibt bei dieser Auffassung die Definition der Norm bzw. die Festlegung dessen, was stilistisch neutral sein soll, problematisch. In der Abweichungsstilistik interessiert das Besondere am Text.

In der Konzeption von Stil als funktionaler Ausdrucksweise (Stil als Norm) interessiert dagegen das Allgemeine, das einer Reihe von Texten Gemeinsame. Stil beruht danach auf rekurrenten sprachlichen Mitteln, deren typische Verwendung funktional geregelt ist.

Eine gesonderte Stellung nimmt der systemorientierte Stilbegriff ein, bei dem der Sprache bzw. den sprachlichen Mitteln a priori stilistische Eigenschaften zugeschrieben werden (Stil einer Sprache).

Dieser Stilbegriff lässt sich nicht mehr wie die vorhergehenden Stilbegriffe als ein spezieller Aspekt von Stil verstehen, sondern impliziert eine besondere Begründung des Phänomens Stil.

Denn Stil resultiert danach nicht aus der Existenz sprachlicher Variation; vielmehr besitzen die sprachlichen Mittel selber Stilwerte, die nicht aus Verwendungsregeln bzw. dem Kontext ableitbar sind. Die Stilwerte sind im System der sprachlichen Mittel verankert oder bilden ein eigenes System analog dem Sprachsystem.

Diese Auffassung findet sich überall da, wo bei der Kodifizierung sprachlicher Mittel diesen bewusst oder unbewusst absolute Stilwerte zugeschrieben werden. Dies ist z. B. der Fall, wenn „die Stilwerte der Wortarten, der Wortstellung und des Satzes“ oder die „Ausdrucksmöglichkeiten der deutschen Sprache“ (Duden Stilwörterbuch) verzeichnet werden sollen. Hierher ist auch das gut ausgebaute Inventar der stilistischen Mittel der Rhetorik zu rechnen, sofern deren stilistische Eigenschaften verabsolutiert werden.

Die Vorstellung von einem System der stilistischen Mittel findet sich in der linguistischen Stilistik zuerst bei Bally, der die intellektuelle Seite der Sprache von der expressiven (affektiven) scheidet. Die letzte bildet den Gegenstand der Stilistik, wobei insbesonders das System der expressiven Mittel zu untersuchen ist (Bally 1970).

Expressive Qualität besitzen die Laute, Worte und grammatisch-syntaktischen Mittel, was in konsequenter Fortführung dieses Ansatzes zu einer Laut-, Wort- und Satzstilistik führt, – die „Gemütskräfte der Sprache“ sind also als Gegenstand der Stilistik bestimmt.

 

Текст № 3. STILKLASSIFIKATION

 

Die Klassifizierung stilistischer Merkmale und damit die Aufstellung von Stiltypen ist eine wichtige Aufgabe der linguistischen Stilistik, denn die Stiltypen sind zum einen ein Hilfsmittel der Stilanalyse (Stilerklärung), zum andern können sie (zumindest teilweise) als Anleitung zur Sprachproduktion betrachtet werden.

Die unterschiedlichen Stiltypen mit ihren jeweiligen Subtypen oder Stilarten ergeben sich aus der Wahl der Klassifikationskriterien. Es gibt Stiltypen, die allein durch sprachliche Erscheinungen konstituiert werden, während bei anderen Stiltypen sowohl sprachlichen wie außersprachlichen pragmatische Kriterien eine Rolle spielen. Ganz auf die Beschreibung sprachlicher Eigenschaften hin ausgerichtet und auf diese in ihrer Erklärungskraft beschränkt sind z.B. der Nominal- und Verbalstil, die durch einen hohen Anteil an nominalen bzw. verbalen Konstruktionen gekennzeichnet sind. Über die Leistungsfähigkeit, die Angemessenheit und Wirksamkeit dieser Stilarten und darüber, wer sich ihrer bedient, ist damit noch nichts ausgesagt. Im Gegensatz dazu stehen stärker erklärende Stiltypen wie die drei Stilarten der Rhetorik (leichter/niedriger Stil, mittlerer Stil, schwerer/hoher Stil), die sich nach Wirkungsabsicht, Textsorte und stilistischer Spezifik unterscheiden. Der rhetorische Stiltyp ist zugleich ein Beispiel für ein geschlossenes Stilinventar. Andere Sliltypen, wie z.B. der Individualstil, bilden offene Inventare, deren Bestand sich immer wieder verändert. Die Geschlossenheit von Stilinventaren muss nicht absolut sein (wie bei der dogmatisierten Einteilung der Rhetorik), da sich die Inventare in ihrer Art und Zusammensetzung über größere Zeiträume hinweg verändern können (Stilwandel). Dies ist z.B. beim Typ des Funktionalstils der Fall.

Stiltypen beruhen auf rekurrenten sprachlichen Mitteln, deren Gebrauch typisch ist. Sie repräsentieren stilistische Gebrauchsnormen.

Dies gilt auch für den Individualstil, der auf individuellen typischen stilistischen Zügen beruht. Bezogen auf die Person wird er als Personalstil, bezogen auf das Werk als Werkstil gefaßt (z.B. der Stil Goethes, Fontanes, Th. Manns bzw. ihres Werkes usw.). Selbstverständlich läßt sich der Stil eines Autors weiter differenzieren (bezogen auf die Person: Fontanes Altersstil; bezogen auf das Werk: Fontanes Balladenstil). Obwohl vor allem Dichter und Dichtung als Domäne des Individualstils gelten, finden sich selbstverständlich auch außerhalb des dichterischen Bereichs ausgeprägte Individualstile (z. B. die wissenschaftliche Prosa S. Freuds).

Der Sozial - oder Gruppenstil dagegen basiert auf stilistischen Merkmalen, die interindividuell sind. Ausgeprägte Stile dieser Art sind sondersprachliche Erscheinungen wie Schülersprache, Rockersprache usw. Auch der restringierte und elaborierte Code nach Bernstein können als Sozialstile interpretiert werden wie überhaupt eine Reihe der in der Soziolinguistik behandelten Sprachvarietäten. Ein Beispiel für literarischen Gruppenstil ist die Sprache des George-Kreises. Eine Variante des Sozial-/ Gruppenstils bildet der Generationsstil, für den neben der Gruppenzugehörigkeit die Generationszugehörigkeit konstitutiv ist (z.B. die Sprache breiter Studentenkreise am Ende der 60er Jahre).

Beim Zeit-/Epochalstil tritt der Sozial-/ Gruppencharakter ganz in den Hintergrund zugunsten einer zeitlichen/historischen Kennzeichnung (z. B. Barockstil).

Die sprachlichen Kriterien, die zur Textsortenbeschreibung herangezogen werden, machen die stilistische Spezifik von Textsorten bzw. Gattungen aus. Sie bilden den Textsorten-/ Gattungsstil (z.B. Stil des Wetterberichts, der Heiratsanzeige, der Ballade, der Idylle usw.).

Der Funktionalstil schließlich wird durch Sprachfunktionen bzw. gesellschaftliche Kommunikationsbereiche konstituiert. Havránek unterscheidet die einfach mitteilende Funktion (Konversationsstil), die fachlich mitteilende Funktion (Fachstil und Sachstil) und die poetische (ästhetische) Funktion (Dichtersprache). Elise Riesel unterscheidet den Stil der öffentlichen Rede, der Wissenschaft, der Presse und Publizistik, der Alltagsrede und der schönen Literatur (Riesel, Schendels, 179). Der Typ des Funktionalstils repräsentiert interindividuelle Stilnormen, deren Beherrschung angemessenes und zweckmäßiges sprachliches Handeln ermöglichen (zum Zusammenhang mit den Stilebenen der Rhetorik. Dies gilt jedoch nicht für die Dichtersprache, für die Havránek keine Stilregeln aufstellen will, da in ihr die höchste Individualität herrscht. Obwohl das Prinzip der funktionalstilistischer Gliederung unbestritten ist, besteht Uneinigkeit über die Zahl und die Begründung der Stile wie möglicher Substile. Die Tatsache, dass gesprochene Sprache stark situationsabhängig und geschriebene Sprache weitgehend situationsunabhängig ist, hat zur Konzeption des Situationsstils geführt, der sich auf die Eigenschaften der spontanen gesprochenen Sprache stützt (Sanders 1977).

Sprachliche Äußerungen /Texte lassen sich jeweils mehreren Stiltypen zuordnen. Denn diese repräsentieren nur verschiedenartige Aspekte der Stilklassifikation, die sich gegenseitig nicht ausschließen.

So ist jede Äußerung textsorten- und funktionalstilistisch gekennzeichnet. Hinzukommen weitere Merkmale wie zeit- und gruppenspezifische. Diese interindividuellen stilistischen Eigenschaften werden ergänzt um die individuellen, die in unterschiedlich starkem Maße ausgeprägt sein können.

 

Текст № 4. STILTHEORIEN

 

Die große Zahl stiltheoretischen Äußerungen und Ansätze läßt sich zu Typen von Stiltheorien zusammenfassen, wobei allerdings deren vielgestaltige Ausformung sowie ihre Vermischungen und Querverbindungen untereinander unberücksichtigt bleiben. Diese Vielfalt resultiert aus den mannigfaltigen Kombinationsmöglichkeiten von (sprach)theoretischem Rahmen, Stilbegriff und Erkenntnisinteresse.

Die Theorie der funktionalen Stile basiert auf der Einsicht, dass die hochsprachliche (standardisierte) Varietät einer Sprache nicht homogen, sondern Stilist, gegliedert ist. Diese Stile zeichnen sich durch eine sprachl. Typik (Stil als Norm) aus, die in Abhängigkeit von den die Stile konstituierenden Funktionen steht. In der Prager Theorie der Schriftsprache (gesprochene und geschriebene Sprache umfassend) dienen die kommunikative und ästhetische Funktion als Ghederungsknte-rien. Bei der kommunikativen Funktion führen Grade der Intellektualisierung zur weiteren Differenzierung (Havránek 1976-1932). Damit ist gemeint, dass die Komplexität der kommunizierten Sachverhalte unterschiedliche Anforderungen an die Explizitheit und Exaktheit der Formulierungen stellt (z.B. Planung einer Party und Planung eines wiss. Experiments). In der sowjetischen Funktionalstilistik wird die kommunikative Funktion dagegen mittels als gesellschaftlich relevant betrachteter Kommunikationsbereiche aufgegliedert (amtlicher, alltäglicher, wissenschaftlicher usw. Bereich), für die typische sprachl. Verwendungsweisen gelten (Riesel 1971; Riesel, Schendels 1975). In eine ähnliche Richtung wie die Theorie der funktionalen Stile zielen die Theorie der sprachl. Register (Halliday, Mclntosh, Strevens 1964) und verschiedene soziolinguistische Ansätze (Bilmguahsmus / Diglossie-Studien, Ferguson 1959; die Stadtsprachenforschung Labovs / Labov 1966; die Ethnographie der Kommunikation / Hymes 1964; Blom, Gumperz 1972).

Strukturalistische Stiltheorien -vorwiegend auf dichterische Texte bezogen - erklären Stil aus der sprachl. Struktur des Textes, wobei die lineare Anordnung der sprachl. Elemente (syntagmatische Relation) die Grundlage abgibt. So wie die zu einem Paradigma gehörenden Elemente (paradigmatische Relation) gleich oder ähnlich sein müssen, können auch in syntagmatischer Relation stehende Elemente gleich oder ähnlich sein. Der so erzeugte Parallehsmus, der sich auf allen sprachl. Ebenen findet, ist ein Grundprinzip dichterischer Sprache (Jakobson 1960). Besondere Stilist. Effekte ergeben sich, wenn die bei den Rezipienten durch den Aufbau paralleler Strukturen erzeugte Erwartungshaltung durchbrochen wird (Stil als Wahrscheinlichkeit des Auftretens). Dieser Aspekt bildet den Angelpunkt von Riffaterres (1973) Stilkonzeption: In der linearen Abfolge von sprachl. Elementen kontrastieren stilistisch unmarkierte (neutrale) Elemente mit stilistisch markierten. Die Markiertheit entsteht aus ihrem überraschenden, nach dem vorausgehenden Kontext nicht erwartbaren Auftreten. Stilist. Werte resultieren aus dem Kontextbezug der Elemente. Stil beruht letztlich auf Abweichung von einer Norm, die jedoch erst im Text etabliert wird. In der Unterscheidung von neutralen und markierten Elementen wirkt schließlich noch die Auffassung von Stil als Schmuck nach.

Generative Stiltheorien fügen sich in den Rahmen generativ-transformationeller Grammatikmodelle ein. Damit wird der in diesen Modellen erreichte Grad an exakter Beschreibung syntaktischer Erscheinungen auf stilistische übertragen. In einer ersten Version werden fakultative Transformationen als Quelle Stilist. Effekte betrachtet (Ohmann 1964). Ausgehend von einer Tiefenstruktur werden durch fakultative Transformationen unterschiedliche Oberflächenstrukturen erzeugt, die in ihrem Stilcharakter variieren (Stil als Wahl) (Jacobs, Rosenbaum 1973). In einer zweiten Version spielt die Abweichung von einer Norm eine zentrale Rolle. Die stilistischen Effekte ergeben sich aus grammatischen und/oder semantischen Abweichungen, die jedoch akzeptabel sind. Die Norm wird dabei durch den Regelapparat der generativen Grammatik konstituiert. Es wird versucht, abweichende Sätze durch besondere zusätzliche Regeln zu beschreiben (Oomen 1973). Generative Ansätze werden vor allem in der linguistischen Poetik verwendet.

Statistische Stiltheorien stützen sich auf die Vorkommenshäufigkeit sprachl. Erscheinungen, deren relative Häufigkeit (auch in Relation zueinander) als Stilist. Charakterisierung von Texten betrachtet wird. Dabei können sprachl. Elemente auf allen Ebenen berücksichtigt werden. Aus praktischen Gründen ist es jedoch nicht möglich, alle Elemente eines Textes oder Korpus statistisch zu behandeln, weshalb immer eine Vorentscheidung darüber getroffen werden muß, welche Erscheinungen in der Hoffnung auf Stilist, relevante Ergebnisse zu untersuchen sind. So hat man z. B. die Wortlänge (gemessen an der Silbenzahl), die Satzlänge (gemessen an der Wortzahl), syntaktische Konstruktionen wie Aktiv / Passiv usw.zum Kriterium gemacht. Aus der Untersuchung ausgeklammert werden solche Erscheinungen, die allen Texten zukommen, da sie zu einer Charakterisierung nicht taugen, und solche, die wegen ihres unregelmäßigen Vorkommens nicht statistisch befriedigend erfaßbar sind (Doležel 1969). Daraus folgt, dass letztlich nur Stilist, einheitliche Texte statistisch behandelt werden können (Fucks, Lauter 1965). Obwohl die quantifizierenden Verfahren selber zu objektiven Ergebnissen führen, bleibt ein subjektives (qualitatives) Moment bestehen, da die zu untersuchenden Stilelemente ausgewählt und die quantitativen Ergebnisse bewertet werden müssen (Crystal 1972).

In hermeneutischen Stiltheorien wird Stil als die sprachliche Gestaltung des individuellen Kunstwerks betrachtet. Die Stilanalyse und -deutung zielen darauf, den künstlerischen Gehalt des Werks zu erhellen und u. Ü. noch Rückschlüsse auf seelische/psychische Vorgänge beim Autor zu ziehen. Die Ausdeutung der stilistischen Erscheinungen geht ganz von der subjektiven Wirkung aus, die das Werk auf den Interpreten ausübt (Spitzer 1969; Kayser 1948; Staiger 1955). Das Analyseverfahren läßt sich weder methodisch fassen noch lehren; denn es stellt eine „Kunst der Interpretation" dar. Trotz der Kritik an hermeneutischen Ansätzen (Spillner 1974) ist die verstehende Interpretation ein legitimes Verfahren, die Bedeutung stilistischer Zeichen zu explizieren (Anderegg 1977). Dabei beschränkt sich der Beitrag der linguistischen Stilistik auf die Erklärung, was unter stilistischen Zeichen zu verstehen ist und wie sie konstituiert werden.

 

 

Текст № 5. STIL ALS FUNKTIONALE REDEWEISE. FUNKTIONALSTILE

Die Vorstellung von einer gattungs- wie zweckgebundenen Stilprägung, die sich schon in Stilistiken des 18. und 19. Jhs. findet, ist in den letzten Jahrzehnten, vor allem unter dem Einfluß der russischen und tschechischen Stilistik, zu einem sprachlichen Modell mehrerer funktionaler Stile ausgeweitet worden.

Innerhalb der funktional ausgerichteten Stilistik wird unter Stil »ein System der Ausdrucksgestaltung, der Verwendungsweise der sprachlichen Möglichkeiten« oder einfacher: »eine zweckmäßig gestaltete Sprache« verstanden.

Dabei wird vorausgesetzt (und durch Stilanalysen bewiesen), dass in bestimmten Bereichen der Sprachverwendung bestimmte charakteristische Stilmerkmale dominieren, z.B. die Neigung zu sprachlichen Abstrak-tumsbildungen im Stil der Wissenschaft. Die»charakteristischen Eigenarten der Sprachverwendung«, als die wir eingangs den Stil eines Textes gekennzeichnet hatten, erweisen sich hier als notwendige, wenn auch variable sprachliche Erfordernisse zur Erfüllung bestimmter Ausdrucksfunktionen.

Die russische Germanistin E. Riesel konstatiert für die deutsche Sprache fünf verschiedene funktionale Stile:

l. den Stil des öffentlichen Verkehrs,

2. den Stil der Wissenschaft,

3. den Stil der Publizistik und der Presse,

4. den Stil des Alltagsverkehrs,

5. den Stil der schönen Literatur.

Tschechische Linguisten haben ähnliche Gruppierungen ausgearbeitet. Solche Einteilungen sind zunächst vorläufig und haben damit nur heuristischen Wert. Es ist durchaus möglich, ja anzunehmen, dass sich aufgrund stilistischer Einzeluntersuchungen noch differenziertere Verhältnisse ergeben, die weitere Gruppierungen notwendig machen.

Auch innerhalb der genannten „ Funktionsstile “ sind weitere Differenzierungen zu empfehlen. So wäre etwa darauf zu achten, ob es sich um schriftliche oder mündliche, monologische oder dialogische Ausdrucksweisen, um Mitteilungen oder Forderungen und Appelle handelt usw.

Im einzelnen zählt E. Riesel zum Stil des öffentlichen Verkehrs Texte amtlicher Art, Gesetze, Vorschriften und Protokolle, juristische und wirtschaftliche Korrespondenzen und Akten, amtliche öffentliche Reden, Gespräche amtlicher Natur u.ä., die nach Auffassung der Autorin gerneinsame Stllmerkmale aufweisen.

Zum Stil der Wissenschaft gehören das gesamte wissenschaftliche und technische Schrifttum sowie wissenschaftliche Vorlesungen und Vorträge.

Zum Stil der Publizistik und der Presse zählen Zeitungsberichte, Reportagen, Kommentare, Besprechungen u.ä. Inwieweit auch mündliche und schriftliche Texte der politischen Agitation hier eingeordnet werden können, wie es E. Riesel tut, bedürfte näherer Untersuchungen. Es erscheint ratsam, solche Texte ebenso wie Texte der Werbung wegen ihres appellartigen Charakters als Beispiele eines eigenen Funktionsstils aufzufassen.

Über den Stil der deutschen Alltagssprache hat E. Riesel eine eigene umfangreiche Untersuchung veröffentlicht. Sie rechnet zu diesem Funktionsstil die Ausdrucksformen in der nichtoffiziellen Sphäre des gesellschaftlichen Verkehrs, die der»ungezwungen-lockeren Verständigung der Menschen im privaten Umgang miteinander«dienen. Im einzelnen wären aber auch diesem Funktionsstil eine Reihe verschiedener Untergruppen zuzuzählen.

Den Stil der schönen Literatur als eigenen funktionalen Stil aufzufassen, ist wohl nur von der Funktion solcher Texte im Zusammenhang mit den übrigen kommunikativen Verwendungsweisen von Sprache erlaubt, weniger vom Vorhandensein spezifischer stilistischer Eigenheiten, da solche innerhalb der möglichen Texte dieser Gruppe äußerst vielfältig und differenziert sind. Personalstile, Epochenstile, Gattungsstile kommen hier stärker zur Geltung als in anderen Stilbereichen, so dass die Zuordnung zu den Funk-tionsstilen nur auf allgemeinen Kriterien beruhen kann.

Die Theorie der Funktionalstile hat dazu beigetragen, dass der Begriff des Sprachstils etwas vom Charakter des Individuell-Zufälligen verloren hat, der ihm bisher im allgemeinen Bewußtsein anhaftete. Mit der Erkenntnis einer bestimmten zweckgebundenen Systematik in der stilistischen Gestaltung ist zugleich eine Annäherung der linguistischen Stilistik, die auch poetische Texte mit in ihre Untersuchungen einzubeziehen wird, an die sprachliche Systemforschung der synchronischen Linguistik möglich.

Die funktionale Stilauffassung betont zwei wichtige Aspekte der Stilistik, die in den bisher gekennzeichneten Stilauffassungen nicht oder zu wenig berücksichtigt oder anders verstanden wurden:

l. den Stilcharakter aller sprachlichen Äußerungen,






Не нашли, что искали? Воспользуйтесь поиском:

vikidalka.ru - 2015-2024 год. Все права принадлежат их авторам! Нарушение авторских прав | Нарушение персональных данных