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Ìåòîäè÷åñêèå ïîäõîäû ê àíàëèçó ôèíàíñîâîãî ñîñòîÿíèÿ ïðåäïðèÿòèÿ

Ïðîáëåìà ïåðèîäèçàöèè ðóññêîé ëèòåðàòóðû ÕÕ âåêà. Êðàòêàÿ õàðàêòåðèñòèêà âòîðîé ïîëîâèíû ÕÕ âåêà

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Õàðàêòåðèñòèêà øëèôîâàëüíûõ êðóãîâ è åå ìàðêèðîâêà

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ÊÀÒÅÃÎÐÈÈ:






Mittelbare sprachliche Bilder. Tropen




Neben den unmittelbaren sprachlichen Bildern gibt es Bilder, in denen zwei oder mehrere Bildbereiche zu einer Aussage zusammenwirken, so dass der Bildsinn das Gemeinte nur mittelbar ausdrückt. Diese mittelbaren oder übertragenen Bilder werden in der antiken Rhetorik als Tropen gekennzeichnet und verschieden gruppiert.

Der Vergleich

 

Zwischen den unmittelbaren und den mittelbaren Bildern ist der Vergleich einzuordnen. Er gehört nicht mehr recht zu den unmittelbaren sprachlichen Bildern, well hier das Gemeinte nicht durch die ihm angemessenen Wörter, sondern durch ein Bild (Wort) aus einem anderen Sinnbereich ausgedrückt wird, ohne dass dieses seine Eigenbedeutung verliert. Die Verbindung von Bild und Vergleichsbild wird möglich durch eine gemeinsame Eigenschaft (das tertium comparationis) beider Bilder (Wörter) und durch die Gleichsetzung beider Hilfen einer Vergleichspartikel (z.B. wie, als ob, als) oder eines Vergleichsverbs (z.B. gleichen, ähneln). In vielen Vergleichen wird die erste Vorstellung (das erste Bild) erst durch das Vergleichsbild deutlich. Zum Beispiel:

 

Du bist wie eine Blume,

So hold und schön und rein;

Ich schau dich an, und Wehmut

Schleicht mir ins Herz hinein.

Mir ist, als ob ich die Hände

Aufs Haupt dir legen sollt,

Betend, dass Gott dich erhalte

So rein und schön und hold.

(H.Heine, aus dem „Buch der Lieder“)

 

Die Metapher

 

Eine andere Form der indirekten Bildlichkeit ist die Metapher

Dieses sprachliche Bild ist schon in der Antike recht beliebt und war von Aristoteles, Cicero, Quintilian u.a. erläutert. Nach Quintilian handelt es sich bei der Metapher um einen verkürzten, d.h. um den Gleichsetzungsausdruck (als ob usw.), reduzierten Vergleich.

Ein Vergleich könnte demnach leicht zur Metapher werden. Zum Beispiel: Er kämpfte wie ein Löwe in der Schlacht verwandelt sich in Er war ein Löwe in der Schlacht o.ä., was schon als Metapher beyeichnet wird.

Wie beim Vergleich erfolgt dabei die Übertragung einer Bildvorstellung auf eine andere, um diese zu bereichern, zu verdeutlichen oder zu verlebendigen, es besteht auch bei der Metapher oft eine gewiße Beziehung, ein tertium comparationis, zwischen dem Ausgangswort (verbum proprium), hier: Er in seinen Kämpfen und dem „Bildempfänger“ (Er als Löwe). Hier heißt es: Sein Mut und seine Stärke im Kampf sind mit denen des Löwen yu vergleichen.

Eine der einfachen Formen ist die Genitivmetapher, eine Kombination von einem Substantiv im Nominativ (meist Bildspender) und einem Substantiv im Genitiv (meinst Bildempfänger); z.B. Meer der Wipfel. – Solche Formen, die aus einem Vergleich hervorgegangen sein können (z.B. der Wipfel sind wie ein Meer).

Eine typische Form Adjektivmetapher − die Verbindung von metaphorischem Adjektiv und originalem oder metaphorischem Substantiv: ein süßer Klang, ein dunkler Ton, dabei gehören die Adjektive „süß“ und „dunkel“ anderen Bezeichnungsbereichen an (vgl. auch Synästhesien).

Als dritte Variante ist die Vermetapher. Sie liegt in vielen Begriffen mit übertragener Bedeutung vor, z.B. umfassen, begreifen usw.

Von der Verbmetapher ist es nur ein kleiner Schritt zur Satzmetapher, die mehrere Metaphern vereinigt. Zum Beispiel:

Sein Herz drohte zu brechen.

Hier sind Herz (für: Ich, Leben, Gefühl, Inneres), drohen (nicht aktivisch, sondern umschreibend für die Befürchtung des Autors: es war zu erwarten), brechen (für: aufhören zu schlagen, aussetzen) metaphorische Ausdrücke, die allerdings längst zum konventionellen Wortschatz gehören.

Der Gebrauch der Metaper ist in den verschiedenen Zeiten und Stilformen unterschiedlich stark ist. Es gibt mehrere Arten der Metapher, die von den einzelnen Autoren in verschiedenem Umfang neugebildet oder verwendet werden.

Die wenigen Beispiele zeigen, dass Metaphern nicht nur der poetischen Sprache angehören, sondern auch ein wesentliches Element des nicht dichterischen Ausdrucks darstellen. Es geht um erstarrte, verblaßte Metaphern die yu einer üblichen Redeweise gehören (vgl. z.B. Drang, Gepräge, untergehen, Aufklärung, grün).

Für manche Gegenstände und Erscheinungen sind uns nur metaphorische Bezeichnungen (Katachresen) geläufig, z.B. Stuhlbein, Flußarm u.a.m. Das sind „erblaßte Metaphern“. Jede Metapher kann ihre Bildhaftigkeit einst verlieren und zum Begriff oder zur Formel zu werden. Dadurch kann auch die Bildhaftigkeit der Sprache, z.B. in bestimmten Funktionsstilen, geschwächt werden.

Solche Erstarrungstendenzen werden durch neue bildliche Wendungen überwunden, die Dichter, Journalisten und Redner immer neu erfinden.

Die Bildspenderbereiche des metaphorischen Sprachgebrauchs wechseln mit den Epochen. In der Dichtung erscheinen metaphorische Bilder verschiedener Lebensbereiche, z.B. aus Jagd und Turnier im Mittelalter, aus Hofleben, Krieg und Astronomie im 17. Jh., aus Handel und Natur im 18. Jh., aus Landleben und Wirtschaft im 19. Jh., aus Technik und Sport im 20. Jh., aus Internet im 21. Jh., um nur einige Bildfelder zu nennen.

Antike und Mittelalter kennen Metapherntraditionen, die Barockzeit eine Fülle von emblematischen Metaphern (Emblemata = Bildgeschichte).

Im einzelnen lässt sich auch bei den Autoren eine Vorliebe für bestimmte Bildbereiche feststellen.

Eine besondere Gruppe der übertragenen Bildlichkeit stellen die festen Redensarten dar, zumeist bildhafte Wendungen aus früheren Berufs- und Lebensbereichen, die trotz ihrer Formelhaftigkeit noch durch eine gewisse Anschaulichkeit wirken und deshalb gern im volkstümlichen Sprechen verwendet werden (z.B. im Stich lassen, aus dem Stegreif vortragen usw.).

Als formelhafte Metaphern sind auch die Kenningar (mehrgliedrige Umschreibungen, z.B. Ringgeber für: König) und Heiti (eingliedrige Umschreibungen, z.B. Renner für: Roß) der altgermanischen Dichtung anzusehen sowie einige typisierende Beiwörter, z. B. der silberne Mond bei Klopstock und seinen Zeitgenossen, der goldene Mond der Romantiker und der rote oder der bleiche Mond der Expressionisten.

Für die bisherigen Beispiele der Metapher war bedeutend, dass Bildspender- und Bildempfängerbereich nebeneinander stehen. Oft stehen beide in verschiedenen Sätzen oder in Frage und Antwort. Zum Beispiel:

 

Was ist die Welt? Ein ewiges Gedicht,

Daraus der Geist der Gottheit strahlt und glüht,

Daraus der Wein der Weisheit schäumt und sprüht...

(H. v. Hofmannsthal, „Was ist die Welt“)

 

Die neuere Lyrik wählt oft Ausdrucksmittel, die keine unmittelbare, sprachliche Bilder und keine Metaphern im bisherigen Sinne sind, da ihnen Übereinstimmungen mit der sinnlich erfahrbaren Realität und Vergleichswörter fehlen. Zum Beispiel bei P. Celans Gedicht „Todesfuge“ (Schwarze Milch der Frühe wir trinken sie abends wir trinken sie mittags und morgens wir trinken sie nachts wir trinken und trinken). Diese Bilder weichen von der sinnlich wahrnehmbaren Realität ab, bewirken Verfremdungseffekt und werden als „ kühne Metapher “ bezeichnet.

 

 

Die Chiffre

 

Von den „kühnen Metaphern“ unterscheiden sich Bilder, die keinen unmittelbaren Stellvertretungscharakter, folglich keinen Bildempfänger aufweisen, aber auch nicht realitätskonform sind. Sie besitzen vielmehr einen assoziativen oder symbolischen Verweiswert eigener Art. Sie werden gemeinhin als Chiffren bezeichnet und erfordern in jedem Text eine gesonderte Auslegung aus dem Gesamtzusammenhang, soweit das überhaupt möglich ist.

Chiffren finden sich in der Lyrik symbolischer und expressionistischer Dichtung (Rilke, Trakl, Goll, Benn) und bei Lyrikern der Gegenwart.

 

... Es haben die grünen Wälder

Am Abend sich zu stilleren Hütten versammellt;

Die kristallenen Weiden des Rehs...

(G. Trakl, „Gesang des Abgeschiedenen“)

Personifikation und Synästhesie

 

Zwei Nebenformen der Metapher müssen hier noch erwähnt werden: die „Personifikation“ und die „Synästhesie“.

Die Personifizierung kommt vor, wenn einem Wort, das ein nichtlebendes Wesen kennzeichnet, Eigenschaften oder Handlungen zugeordnet werden, die sonst nur Lebewesen zukommen (z.B. die Blume spricht, der blinde Zufall, die Hoffnung stirbt). Sie kann in erstarrten wie in neugebildeten Ausdrücken begegnen.

Man kann in der Verlebendigung der von Natur aus nicht-lebendigen Wesen und Dinge ein grundsätzliches psychologisches Phänomen sehen, das sich sowohl im religiösen Animismus als auch in der Mythologisierung, Sagen- und Märchenbildung und in der sprachlichen Genusklassifikation wie in umgangssprachlichen und stilistischen Personifikationen und Allegorisierungen auswirkt.

Wie andere Metaphorisierungen, so tragen auch die Personifikationen zur größeren Lebendigkeit und Anschaulichkeit der Sprache bei.

Vorhandene Bildungen werden daher stets durch neue erweitert, die aus der Volkssprache erwachsen oder aus der Dichtersprache übernommen werden (z.B. die Sonne lacht, Mutter Natur usw.). Neue Personifikationen treten in allen Funktionsstilen auf, bevorzugt jedoch innerhalb der Dichtung.

Die häufigste Form ist in der Zuordnung eines Verbs, das ein Lebewesen als Subjekt fordert, z. B. die Nacht schuf tausend Ungeheuer (Goethe, „Willkommen und Abschied“)

Personifizierungen können sich in einzelnen Wörtern erscheinen, auch in größeren Schilderungen.

 

Synästhesie bedeutet Verbindung von zwei verschiedenen Sinnesempfindungen, wobei die eine übertragene Bedeutung annimmt oder ein gleichwertiges Nebeneinander verschiedener Bereiche bedingt. Solche „Zusammenempfindungen“ treten bei der Charakterisierung von Farb- oder Tonempfindungen: schreiendes Gelb, kalte Gefühle.

Als Beispiel für eine poetische Synästhesie, die der Eindruckssteigerung dient, wird oft auf Brentanos Gedicht „Abendständchen“ verwiesen, in dem es u.a. heißt:... Golden wehn die Töne nieder... Durch die Nacht, die mich umfangen, blickt zu mir der Töne Licht.

Die Synästhesie entsprach den Forderungen der Romantiker nach dem Zusammentreffen mehrerer Sinneswirkungen im Gesamtkunstwerk. Sie ist nicht auf die romantische Dichtung beschränkt geblieben, begegnet aber im Vergleich zu metaphorischen Bildern verhältnismäßig selten.

Beide sprachliche Ausdrucksformen, Personifikation und Synästhesie, begegnen in der Umgangssprache, werden in der poetischen Sprache jedoch als bewußte Stilmittel verwendet und kommen zur stärksten Wirkung.

 

Allegorie und Symbol

 

Ebenfalls zu einer besonderen Art des metaphorischen Ausdrucks, der Personifizierung zählt man die Allegorie als die gestalthafte Verbildlichung abstrakter Vorstellungen (z.B. Tugenden, Jahreszeiten, Begriffe, Leiden).

Diese Form der Bildlichkeit ist seit dem Mittelalter in der Dichtung (z.B. den Minneallegorien, dem Kampf der Tugenden und Laster) geläufig. Die Blütezeit allegorischer Dichtungen reichte bis zur Goethezeit. Goethe selbst schafft gelegentlich Allegorien (z.B. die Sorge in „Faust II“). Einige Allegorisierungen sind volkstümlich geworden (z.B. der Frühling als Jüngling, der Tod als Sensenmann, die Gerechtigkeit als Frau mit verbundenen Augen).

Nach Goethes Auffassung ist die Allegorie die Einkleidung des Allgemeinen (einer Idee z.B.) in das Gewand des Besonderen (z.B. einer Figur), das Symbol hingegen ein Besonderes (z.B. Gegenstand, Person, Geschehen), das in seinem Eigenwert zugleich unausgesprochen einen allgemeineren Sinn (Gedanken o.ä.) durchscheinen lässt.

Die neuere Literatur, insbesondere Lyrik und Epik, ist in starkem Maße Symbolkunst, die sich nicht mit dem Vordergründigen der Darstellung begnügt, sondern auf tiefere Bedeutung verweist.

Umschreibungen (Periphrasen)

 

Mittelbare Bildlichkeit kommt den Umschreibungen zu, in denen eine Information, eine Benennung nicht durch die passenden und ihr unmittelbar zugeordneten Wörter, sondern durch sinngleiche oder sinnähnliche Kennzeichnungen erfolgt.

Umschreibungen dienen vor allem der Ausdrucksvariation, aber auch der Informationsergänzung, indem sie bestimmte Eigenschaften oder Aspekte des Gemeinten ernsthaft oder ironisch hervorheben. So können z.B. Personen durch ihr Amt, ihre Eigenschaften, Funktionen, Herkunft, ihr Aussehen o.ä. umschrieben werden (z.B. der gebürtige Berliner), Begriffe durch Definitionen, Metaphern, ihre Gegenbegriffe, Appositionen o.Ä.

Als Umschreibung gilt Metonymie.

Die antike Rhetorik hat eine Reihe von Umschreibungen, Wortersetzungen, unter dem Begriff der Metonymie (= Namensvertauschung) zusammengefasst.

Solche Wortersetzungen sind auch heute noch üblich, und zwar Nennungen

des Autors für das Werk (z.B. Ich lese Schiller, statt: ich lese Schillers Werke; Zeppelin für: Luftschiff);

der Wirkung für die Ursache (z.B. Er fügte ihm die Schmerzen zu);

des Materials für den Gegenstand (z.B. Er stieß ihm das Eisen = Dolch ins Herz);

der Person für die Sache (z.B. Feldherr für die Truppe: Cäsar zog an den Rhein; Besitzer für Besitz: Der Nachbar ist abgebrannt);

des Kollektivabstraktums für die einzelnen (z.B. Jugend = junge Leute; das ganze Dorf feierte mit = alle);

des Rahmens für den Inhalt (z.B. ein Glas [ = Bier] trinken; England [ = die Engländer] fürchtet; das 18. Jahrh. [= die Menschen im 18. Jahrh.] glaubte; der Himmel [ = Gott ] stehe ihm bei, er hat Köpfchen [ = Verstand]; Traube [= Wein]; der Kreml [ = die sowjetische Regierung]);

die Gottheit für ihren Bereich (z.B. Er hatte sich dem Bacchus ergeben = dem Wein);

das Sinnbild für die Abstraktion (z.B. schmutziger Lorbeer = zweifelhafter Ruhm, unterm Krummstab = bischöfl. oder äbtlicher Gewalt).

Eine Abart der Umschreibung wie der Metonymie wird als Synekdoche bezeichnet. Dabei wird entweder ein weiterer Begriff durch einen engeren bezeichnet:

das Ganze durch einen Teil (pars pro toto, z.B. Ich rühre keinen Finger dafür = leiste keine Arbeit dafür);

das Ganze durch eine beliebige Zahl (z.B. einige Tausend Köpfe);

die Mehrzahl durch die Einzahl (z.B. das Korn steht eingesackt; edel sei der Mensch);

die Art für die Gattung oder ein Einzelnes für die Art (z.B. kein Hund = Lebewesen kann davon leben);

ein engerer Begriff durch einen weiteren (z.B. die Gattung für die Art: alle Sterblichen = alle Menschen);

das Ganze für einen Teil (z.B. im Pluralis majestatis oder Pluralis modestiae) u.Ä.

Antonomasie ist nur auf Eigennamen bzw. ihren Ersatz durch eine Umschreibung bezogen.

Wir haben Formen dieser Art schon bei der Umschreibung genannt, z.B. den Ersatz des Eigennamens durch die Nennung der Dienstbezeichnung, der Herkunft, des Berufes, der Eigenart o.ä., um zur Charakterisierung beizutragen, auch im ironischem usw. Kontext.

Metonymische (symbolische) Charakterisierungen für politische Einstellungen sind geläufig: die Roten, die Linken, die Schwarzen.

Unangenehme oder tabuierte Bereiche werden im volkstümlichen Reden häufig metaphorisch oder metonymisch ausgedrückt, z.B. bei Wasser und Brot sitzen.

 

 

Untertreibungen und Übertretungen

 

Sonderformen der uneigentlichen, häufig auch bildhaften Ausdrucksweise sind die Untertreibung und die Übertreibung. Dabei geht es um den Ersatz eines gemeinten, aber nicht durch ein Eigenwert ausgedrückten Sinnes.

Der Ausdruck der Untertreibung oder Abschwächung des Gemeinten kann auf verschiedene Art und Weise erfolgen. In der Alltagsrede sind dafür einfache adverbiale Umschreibungen wie das ist halb so schlimm, das macht (tut) nichts u.dgl., aber auch Diminutivformen (das Schmerzchen) und adjektivische Zusätze (ein kleiner Unfall) üblich, um Unangenehmes abzuschwächen.

Ein meist lexikalisches Stilmittel dieser Art ist der Euphemismus. Es sei hier nur an die zahllosen Umschreibungen des Sterbens erinnert, die oft noch an die ursprüngliche Tabuierungsfunktion des Euphemismus erinnern. Im gleichen Sinne wird manchmal Gefährliches, z.B. im Krieg, durch Euphemismen untertrieben (z.B. Eier für: Bomben). Ähnliches, wenn auch weniger tabuiert, sondern psychologisch motiviert, gilt für das Eingeständnis eigenen Versagens oder Unglücks (Ich hatte Pech o.ä.).

In bestimmten Stilformen, etwa denen des diplomatischen Verkehrs, gehören abschwächende Redewendungen durchaus zum üblichen Ausdruck.

Ein weiterer Anwendungsbereich ist die Sprachmanipulation in der Politik. Muster ständiger Euphemisierungen waren die Wehrmachtsberichte der letzten Kriegsjahre, wenn von Einbrüchen statt Eroberungen des Gegners, Belastungen statt Niederlagen gesprochen wurde.

Inwieweit heute bestimmte „neutralisierende“ Begriffe (wie z.B. Arbeitgeber, Koexistenz, soziale Marktwirtschaft als Euphemismen zu gelten haben, hängt vom parteilichen Standpunkt der einzelnen Sprecher ab.

Auch im Konfektionsverkauf und änlichen Branchen gibt es besondere Euphemismen, z.B. Kleider für vollschlanke (statt für „dicke“) Damen usw.

In der Dichtung kann mit verhüllenden oder abschwächenden euphemistischen Wendungen, soweit sie nicht zur Umschreibung gesellschaftlicher Tabus dienen (z.B. bei Begriffen der Intim-, Sexual- oder Fäkalsphäre.

Eine Sonderform der Abschwächung stellt die Litotes dar, die Hervorhebung eines Faktums durch die Verneinung (oder doppelte Verneinung) seines Gegenteils oder eines geringen Teils, z.B. es ist nicht unwahrscheinlich; er redet nicht schlecht.

Den abschwächenden Ausdrucksformen stehen die steigernden, übertreibenden gegenüber, die unter dem Begriff der Hyperbel (gr. Überwerfen, Übermaß) zusammengefasst werden. Hierbei wird mehr (oder weniger) ausgedrückt, als tatsächlich gemeint ist. Oft wird dabei die Glaubwürdigkeit überboten.

Die Hyperbel erscheint in erstarrten Formen wie: todmüde, hundsmiserabel, splitternackt, totenstill, es regnet in Strömen, eine Ewigkeit warten, ein Loch in den Bauch fragen usw. Wie in der Umgangssprache finden sich solche Übersteigerungen in volkstümlichen Dichtungen:

Kern Feuer, keine Kohle kann brennen so heiß,

wie heimliche Liebe, von der niemand was weiß.

(Volkslied)

 

Hyberbolische Stilelemente gibt es auch in Werbetexten als Steigerungswörter (z.B. blitzneu, brandneu, extrafein) oder steigernde Zusatzwörter (Ultra-, Super-, Extra-, Wunder-, Groß-, Luxus-, All-, Doppel-, Traum-, Welt- usw.).

Schließlich ist noch auf eine Reihe stilistisch unschöner, aber häufig verwandter adverbialer Steigerungen hinzuweisen, wie sie in Geschäftsbriefen oft stehen (z.B. zutiefst berührt, vollstes Verständnis, baldmöglichst, allerbeste Ware u.ä.).

 

 

Òåêñò ¹ 8. STILISTISCHE ERFORDERNISSE DER TEXTGESTALTUNG.

FOLGERICHTIGKEIT

 

Als erstes stilistisches Erfordernis sei die Folgerichtigkeit genannt, die jeder Text aufweisen sollte. Sie führt allerdings zu einer dynamischen Textauffassung.

Das Adjektiv „folgerichtig“, das dem Substantiv zugrunde liegt, wird in den Wörterbüchern umschrieben als ‘so wie es die Tatsachen vorschreiben oder nahelegen, die richtige Schlußfolgerung ziehend (und sich danach verhaltend); planmäßig, konsequent, logisch. Ggs.: folgewidrig‘.

„Folgerichtig“ kann demnach als Eigenschaft des Handelns, Verhaltens, Redens und Denkens angesehen werden. Die „richtige Folge“, auf die es hier jeweils ankommt, kann sich aus bestimmten Ursachen, Bedingungen oder anderen Umständen ergeben und mehr logischer oder situativer Natur sein; doch auch sprachliche Darstellungen können derartige Gedanken- oder Lebensvorgänge wiedergeben und dementsprechend aufgebaut sein.

Insbesondere wird man von theoretischen Erörterungen, wissenschaftlichen Abhandlungen, aber auch von Vorgangsbeschreibungen, Erlebnisberichten, Gegenstandsbeschreibungen eine folgerichtige Gestaltung erwarten. Im einzelnen bedeutet dies, dass die informativen Einzelheiten eines Textes im Zusammenhang stehen und aufeinander aufbauen, dass sich eins aus dem anderen entwickelt und keine unbeabsichtigten Informationslücken oder gedanklichen Brüche entstehen.

Es gibt natürlich Textformen des „Fragments“. Ihr Textcharakter endet hier jedoch stets mit dem einzelnen Text (Aphorismus, Bonmot, Zitat usw.).

Auch werden textliche Zusammenhänge und Übergänge von den einzelnen Autoren in den verschiedenen Gattungen in unterschiedlichem Maße berücksichtigt und ausgeformt. Es gibt Autoren, die geschickt von einer Information zur anderen überleiten, und es gibt andere, deren Stil recht lose, abgehackt, stakkatoartig wirkt, weil sie die Einzelheiten des Textes zu wenig verklammern. Trotzdem wird man ihren Werken nur selten die Folgerichtigkeit der Darlegungen absprechen können.

Zu große Gedankenschritte schaffen leicht Verstehenslücken, erschweren das Verständnis und erwecken Zweifel an der Richtigkeit des Gesagten. Nur in Kurztexten ohne Erläuterungsabsicht, also in Werbeslogans, politischen Parolen, Nachrichtenschlagzeilen u.dgl., denen oft weitere Erläuterungen beigegeben sind, gehören die informativen»Sprünge«zum funktionalen Stil. Wo solche Texte jedoch für sich stehen, um Erwartungs- oder Assoziationsreaktionen auszulösen, ist die Möglichkeit der Fehlintormation leicht gegeben.

Auch in erzählenden Texten kann die lückenhafte Darstellung gelegentlich zur charakteristischen Gestaltungsweise gehören. Schon J.G. Herder (1744-1803) hat die Technik der „Sprünge“ als auffallendes, aber sinnvolles Merkmal der „Volkspoesie“ gelobt. Seitdem ist diese Darbietungsform in Balladen und Liedern häufig angewandt worden. Die erzählerische „Gipfeltechnik“, die nur die wichtigsten Kindheiten eines Vorgangs herausgreift und darstellt, verfährt durchaus folgerichtig, wenn sie die Auswahl so trifft, dass Phantasie und Erfahrung des Lesers oder Hörers die ausgesparten Zwischengeschehnisse selbst hinzudenken können. Eine derartige Darstellungsweise steht der lyrischen Gestaltung nahe, die ebenfalls größere Vorstellungs- oder Erlebniszusammenhänge oft nur andeutet und gerade durch die aussparenden Andeutungen wirkt. In anderer Form begegnet uns die auswählende Gipfeltechnik in dramatischen Dichtungen und Filmdrehbüchern, wo die Konzentration auf eine begrenzte Aufführungszeit und die dramatische Zuspitzung den Verzicht auf kontinuierliche Übergänge notwendig machen.

Derartige Aussparungen bedeuten jedoch keinen Verstoß gegen die Folgerichtigkeit. Selbst wenn in dichterischen Texten der Zeit- oder Motivationszusammenhang nicht mehr gewahrt wird, was in neueren Dichtungen häufig begegnet, so braucht dies nicht folgewidrig zu sein. Hier zeigt sich, wie überall in der Stilistik, dass der Stilfehler in einer bestimmten Textsorte bei geschickter Verwendung ein Darstellungs- und Stilmittel in einer anderen sein kann.

Die Folgerichtigkeit erweist sich nicht nur im größeren Textzusammenhang als Notwendigkeit; auch für die sprachlichen Gestaltungsmittel erfordert dieses Prinzip Beachtung. Ebenso wie ein größerer Text, so weckt auch jeder Satz während seiner Formulierung bestimmte Kombinationserwartungen, die durch außersprachliche Verbindungen wie durch sprachliche Kontextbeziehungen bedingt sind und im Sprachbewußtsein der Hörer oder Leser ausgelöst werden. Wenn es in einem Text heißt: In der Ferne bellte..., so ist der semantische Erwartungsspielraum für uns recht eng, wir verbinden mit dem Verb bellen als mögliche Subiekte nur Wörter wie „Hund“, „Wolf«, „Fuchs“ u.ä. oder deren Synonyme („Köter“, „Tier“ usw.). Der Satz In der Ferne bellte ein Hund ist somit im semantischen Sinne folgerichtig. Allerdings sind auch hier Ausnahmen möglich, und zwar wenn das Verb „bellen“ metaphorisch verwendet wird, z.B. für das Subjekt „Maschinengewehr“, das auf diese Weise personifiziert wird, indem man es einem Tier gleichsetzt.

Abweichungen von der erwarteten Wortfolge, also Verstöße gegen die sprachliche Folgerichtigkeit, die meistens als „Stilfehler“ bezeichnet werden (obwohl es sich um Wortfehler handelt), finden sich häufig bei idiomatischen Wendungen oder bei Funktionsverben vom Typ zur Verfügung stellen, wenn es etwa heißt: zu Hilfe gehen (statt: kommen, eilen), in Erwägung nehmen (statt: ziehen), zur Rede bringen (statt: stellen) usw. - Als fehlerhafte»Stilblüten«gelten allerdings die Bildbrüche oder Katachresen, die aus dem Zusammenfall (der Kontamination) zweier Sprachbilder oder Redensarten entstehen, z.B. Die Säule des Staates wurde geboren (statt: zerstört), Das schlägt dem Fuß die Krone ins Gesicht (statt: den Boden aus), Lass nicht des Neides Zügel umnebeln deinen Geist (statt: dich beherrschen). Hierher gehören auch widersprüchliche Bilder wie z.B. Das Flugzeug tauchte vom Himmel herab auf.

Im syntaktischen Bereich gibt es ähnliche Kombinationserwartungen. So rechnen wir bei transitiven Verben meistens mit bestimmten Objekten, bei Lageverben (sitzen, liegen, sich befinden, stehen usw.) mit Ortsangaben, bei Artikeln mit nachfolgenden Substantiven usw. Verstöße gegen derartige Erfordernisse werten wir als grammatische Fehler, wir tolerieren sie jedoch mitunter, wenn sie in bestimmten Textsorten als Stilmittel verwendet werden. Die Auslassung notwendiger Satzteile (Aposiopese, Ellipse) kann - wie wir noch sehen werden - recht wirkungsvoll genutzt werden. Dasselbe gilt für Veränderungen der begonnenen Satzkonstruktion (Anakoluth). In der antiken Rhetorik konnten sogar Verstöße gegen die zeitliche oder kausale Reihenfolge als Stilmittel (hysteron proteron) eingesetzt werden. Auch in mittelalterlichen Texten findet sich diese Erscheinung öfter, und noch Goethe nutzt diese Möglichkeit, wenn er, offenbar in parodistischer Verwendung, Mephisto zu Frau Marthe sprechen läßt:

Ihr Mann ist tot und läßt sie grüßen („Faust“)

Das „hysteron proteron“ erklärt sich aus der Vorwegnahme des affektisch besonders interessierenden Geschehensablaufs und der Nachstellung der gedanklichen Erläuterung. Heute kommt eine derartige Durchbrechung der psychologischen Kausalität kaum noch vor. Vertauschungen von Ursache und Folge, Vorangehendem und Folgendem, Bedingung und Wirkung, sofern sie nicht syntaktisch (etwa in der „consecutio temporum“) oder stilistisch (als Stilmittel) bedingt sind, wird man heute als Fehler ansehen müssen, etwa Vertauschungcn folgender Art: Er bestand das Abitur 1978 und besuchte von 1969 bis 1978 das Gymnasium.

Als Verstöße gegen die Folgerichtigkeit können auch unlogische Verknüpfungen von Gegenständen oder Bereichen in falscher Reihenfolge gelten:

Der Körper des jungen Menschen braucht Ersatz- und Bauteile, die Verbrauchtes ersetzen und den Körper vergrößern.

Hier lautet die richtige Fassung:

Der Körper eines jungen Menschen braucht Baustoffe, die das Wachstum ermöglichen, und Ersatzstoffe, die Verbrauchtes ersetzen.

Schließlich sei auch auf die zahlreichen Fehlermöglichkeiten im Bereich der Satzgefüge hingewiesen. Da es sich bei allen Satzgefügen um Kopplungen von Aussagen in einer bestimmten Zuordnung (kausal, konditional, konsekutiv usw.) handelt, kann hier leicht gegen die Folgerichtigkeit verstoßen werden, wenn man die Konjunktionen verwechselt oder falsch zuordnet. Solche Vertauschungen ergeben sich aufgrund der sich wandelnden Geltungsbereiche der Konjunktionen. Wir greifen nur einige Fälle heraus: Konjunktionsverwechselungen finden sich gelegentlich bei „nachdem“, das die Vorzeitigkeit eines Geschehens signalisiert, und „seitdem“, das das Andauern eines Zustandes ausdrückt; es heißt also nicht: Er ist ein anderer Mensch, nachdem er den Unfall hatte, sondern: Er ist ein anderer Mensch, seitdem er den Unfall hatte. Aber: Er wurde ein anderer Mensch, nachdem er den Unfall erlebt hatte.

Auch „indem“ und „während“ werden oft vertauscht, weil „indem“ modal verwendet wird, früher aber auch temporale (gleichzeitige) Gliedsätze einleitete,»wahrend«dagegen nur bei „temporalen“ oder „adversativen“ Gliedsätzen stehen kann. In Zweitelsfällen sollte man dabei eine eindeutigere Konjunktion wählen.

Ähnliche Fehlermöglichkeiten ergeben sich häufig bei Relativsätzen, wenn sie nicht unmittelbar an das Bezugswort angefügt werden, so dass durch die falsche Wortstellung die Aussage verkehrt werden kann.

Also nicht: Der Admiral W. ist von der Elbmündung in Berlin eingetroffen, wo das amerikanische Kriegsschiff Anker geworfen hat.

Sondern: Der Admiral W. ist von der Elbmündung, wo das amerikanische Kriegsschiff Anker geworfen hat, nach Berlin gereist.

Die Verbindung von... eingetroffen des ersten Satzes bedürfte zudem einer Ergänzung durch von... kommend.

Schwierigkeiten bieten sich mitunter bei Begriffen mit unterschiedlichem Kasus in Relativsätzen. Jeder Kasus- sowie Bezugswechsel sollte dabei besonders gekennzeichnet werden.

Nicht: Die Jäger mußten die Hörner der Auerochsen in der Volksversammlung vorzeigen und wurden in Silber gefaßt und als Trinkbecher benutzt. Sondern: Die Jager... vorzeigen. Diese wurden in Silber...

In Relativsätzen finden sich gelegentlich auch Fehler gegen die zeitliche Abfolge der Geschehnisse:

Nicht: Er will dort neue Verhandlungen führen, von denen er erst gestern zurückgekehrt ist.

Sondern: Er will dort neue Verhandlungen führen, obgleich er erst gestern von anderen zurückgekehrt ist.

Also, die Folgerichtigkeit des Textes steht in engem Zusammenhang mit dem Prinzip der notwendigen Einheit des Textes.

 

KLARHEIT

Neben der Folgerichtigkeit gehört die Klarheit eines Textes zu den wichtigsten Erfordernissen der Textgestaltung und zugleich zu den wichtigsten Stilprinzipien für die meisten Texte.

Immanuel Kants hat eine diskursive und eine intuitive (ästhetische) „Klarheit“ („Deutlichkeit“) unterscheiden. Die diskursive Deutlichkeit wirkt durch Begriffe, die intuitive oder ästhetische – durch Anschauungen, Beispiele, Erläuterungen. In der Vorrede der „Kritik der reinen Vernunft“ spricht kant von der Schwierigkeit jedes Autors, sich zwischen einer stärker begrifflichen oder stärker anschaulichen Darstellungsweise entscheiden zu müssen. Nach Kants Auffassung erleichtern die „Hilfsmittel der Deutlichkeit“ das Verständnis einzelner Gedanken. Deshalb verzichtete der Königsberger Philosoph auf die ästhetische Ausschmückung seiner Darlegungen, manchmal zum Nachteil für den Sprachstil.

Die Forderung nach Klarheit des sprachlichen Ausdrucks ergibt sich aus der kommunikativen Funktion sprachlicher Informationen. KlarheitDeutlichkeit und leichte Erfaßbarkeit des jeweiligen Textes – begünstigt die Verständigung über bestimmte Redegegenstände.

Bei der Frage nach dem Grad und Ausmaß der Klarheit sprachlicher Texte ist unbedingt der jeweilige Zweck des Textes, seine funktionale Stilbestimmung, zu berücksichtigen.

Es gibt spezielle Stilregeln, die zur größeren Klarheit der Testgestaltung beitragen können – ihre richtige Angewendung lässt Texte verständlicher werden.

Die Klarheit gedanklicher Texte (wissenschaftlicher Arbeiten, Vorträge, Lehrbücher, Sach- und Tätigkeitsberichte, Erörterungen, Gutachten, Beschreibungen u. Ä.) erfordert eine Ordnung der Informationen.

Ein zufälliges oder nur assoziatives Durcheinander der Gedanken oder berichteten Einzelheiten verhindert ein sinnvolles Verstehen durch den Leser oder Hörer. Der Grundsatz der Ordnung der Informationen geht über das Prinzip der Folgerichtigkeit hinaus, indem er, einerseits, die Auflösung komplexer Vorstellungen in Einzelkomponenten, anderersets, die logische Reihenfolge der Einzelheiten verlangt.

Die sprachliche Reihenfolge soll dabei möglichst der Reihenfolge der zugrunde liegenden Gegebenheiten entsprechen, also:

bei einer gedanklichen Darstellung – der Reihenfolge der Gedanken,

bei einem Bericht – dem Ablauf des Geschehens,

bei einer Beschreibung – der Reihenfolge der Einzelheiten.

Dieses Prinzip erfordert eine Entsprechung zwischen gedanklicher und sprachlicher Struktur. So verlangen parallele Gedanken auch einen parallelen Sprachbau.

Informationen, die als gleichzeitig und gleichwertig empfunden werden und in der gleichen syntaktischen Struktur vermittelt werden können, eignen sich für eine parallele Reihung und sollten auch so dargeboten werden. Zum Beispiel:

Es kann so weit kommen, dass manchem die Welt, von der ästhetischen Seite betrachtet, als ein Karikaturenkabinett, von der intellektuellen als ein Narrenhaus und von der moralischen als eine Gaunerherberge erscheint (Schopenhauer).

Stehen zusammenhängende Informationen eines Sachgebietes jedoch im Verhältnis einer Steigerung zueinander, so sollte diese auch sprachlich zum Ausdruck kommen. Sie bevorzugt erweiterte einfache Sätze und kürzere Satzgefüge in progressiver Reihung, nicht längere verschachtelte Satzgefüge. Kurzsätze allein bieten aber noch keine Garantie für die Klarheit der Darstellung, besonders wenn sie die gemeinten Sachverhalte zu knapp und ohne folgerichtige Verbindung der Einzelgedanken darstellen.

Klarchet fordert neben genannter Symmetrie der Sätze auch bestimmte der Füllung der Sätze.

Die didakdsche Stilistik kritisiert hierbei die Formen der Überfüllung („Stopfstil“), der Überdehnung („Bandwurmstil“) und der Verkürzung („Asthmastil“). Als bevorzugter Satzumfang, der auch der Klarheit der Aussage am meisten förderlich ist, gilt ein Satz mittlerer Länge, der aus dem Satzkern und einigen Erweiterungen besteht: in Texten nichtesoterischer wissenschaftlicher Darstellungen wurde eine Durchschnittssatzlänge von 12-15 Wörtern statistisch ermittelt – absolute Durchschnittswerte sind hier natürlich kaum festlegbar [1].

Der größeren Klarheit eines Textes können auch die Stilmittel der Wiederholung und der Variation dienen.

Besonders in den Textstellen, die durch mehrfache Beziehungen auf bestimmte Begriffe unübersichtlich werden, wenn diese in der Wiederholung nur durch Personalpronomina vertreten werden, kann die erneute Nennung der Kernwörter klärend wirken. Die Wiederholung übernimmt hier häufig die verstärkende Funktion, die ihr als Stilmittel eigen ist.

Die Variation einer gedanklichen Aussage stellt eine weitere Möglichkeit zur Verdeutlichung des Gemeinten dar. Manche gedankenreichen Texte bevorzugen die Variation bestimmter Grundgedanken, um über deren Inhalt keine Unklarheiten zurückzulassen und zugleich das Gesagte nachdrücklich hervorzuheben.

Das stilistische Erfordernis der Klarheit gilt nicht nur für die gedanklichen Konstruktionen und die Reihungen der Informationen, sondern auch für den Wortschatz.

Die Klarheit wird durch Überwindung aller möglichen Zwei- und Mehrdeutigkeit erreicht.

Hier entspricht das „ treffende Wort “ (in wissenschaftlichen und technischen Texten – das Fachwort, in beschreibenden und erzählenden Texten – das Konkretum), am ehesten dieser Forderung.

Mitunter ist es jedoch erforderlich, an Stelle eines bestimmten Begriffswortes – dessen Umschreibung zu wählen, um das Gemeinte besser zu verdeutlichen.

Die Mehrdeutigkeit oder semantlsche Unschärfe einiger Begriffswörter verursacht Bedeutungswandlungen.

Zu allgemeine Begriffe, die nicht weiter erläutert werden, geben Anlass zu Mißverständnissen, wenn eine ursprüngliche Nebenbedeutung als gleichwertige Hauptbedeutung auftritt.

Zum Beispiel:

Das Wort „Liebe“ hat mehrere Bedeutungswandlungen erlebt, von der Kennzeichnung des Zustands der Freude bis zur Bedeutung der geistigen wie gefühlsmäßigen Zuneigung zu einem anderen und zur körperlichen Vereinigung. Eine klare Differenzierung der Bedeutungen ist dann nur mit Hilfe von Umschreibungen oder entsprechenden Begriffen aus anderen Sprachen möglich (z.B. lat. sexus, fr. l’amour, angl. love).

Die Mehrdeutigkeit macht sie anfällig für bewußte Umdeutungen zahlreicher Begriffe des politischen und ethischen Wortschatzes.

Zum Beispiel:

„Blut“, „Volk“, „Führer“, „Kampf“, „Rasse“, „Gehorsam“, „Vaterland“ usw., wurden in der Zeit des Nationalsozialismus in ihrer Bedeutung ideologisch eingeengt und festgelegt. Oder im Rahmen der kommunistischen Ideologie gibt es eine andersartige Auslegung von Wörtern wie „Demokratie“, „Freiheit“, „Kapital“, „Unternehmer“ u.Ä.

Jedes ideologische System schafft sich auf diese Weise ein eigenes Vokabular von Leitwörtern, deren jeweilige aktuale Bedeutung oft nur aus dem gesamten ideologischen Denkschema verständlich wird.

Die Klarheit des Wortschatzes kann also durch den ideologischen Sprachgebrauch besonders gefährdet werden.

Zuweilen wird auch die Unklarheit der Wörter stilistisch ausgenutzt.

Beispiele dafür bieten schon manche antiken Orakelsprüche und ihre falschen Deutungen.

Goethe verwendet eine solche Zweideutigkeit (Ambipholie, Ambiguitas)[2] in seinem Drama „Iphigenie auf Tauris“, wo Orest erst nach einigen Mißverständnissen erkennt, dass mit „der Schwester“ nicht das Bild der Göttin Diana, sondern die eigene Schwester Iphigenie gemeint war.

Ähnliche Mißverständnisse ergeben sich leicht bei homonymen (lautgleichen, aber bedeutungsverschiedenen) Wörtern.

Zum Beispiel:

Heide – ‘jemand, der nicht an Gott glaubt’

vgl.:

Heide – ‘weite, meist sandige und überwiegend baumlose Ebene’

Mitunter beruhen sprachliche Unklarheiten auf grammatisch oder semantisch falscher Bezugnahme.

 

 

ANSCHAULICHKEIT

Als Prinzip der Textgestaltung neben Folgerichtigkeit und Klarheit führt noch tiefer in den stilistischen Bereich Anschaulichkeit hinein.

Als Anschaulichkeit wird eine Informationsvermittlung mit häufigem Rückgriff auf konkrete und bildhafte Ausdrucksweisen bezeichnet. So kann eine Information durch sprachliche Bilder anschaulich dargestellt werden und als eine Mitteilung von dem Leser oder Hörer verstanden.

Die Anschaulichkeit gilt besonders für literarische Texte, aber auch für andere Texttypen zur Wirklichkeitsgestaltung bildhafte Vorstellungen.

Sprachliche Bilder knüpfen an das Erlebnis der physischen Welt an, das in der Erinnerung bewahrt bleibt und durch Sprache neu, wenn auch oft verwandelt, ins Bewußtsein gerückt wird.

Sprachliche Verständigung über bestimmte Sachverhalte ist ohne sprachliche Bilder nicht möglich; eine abstrakte bilderlose Sprache setzt die Stufe der bildhaften Verständigung voraus. Dabei besitzt kein Wort von vornherein Bildcharakter – es wird zum Bild, erst wenn bei der Bezeichnung eines Dinges Einzelnes hervorgehoben wird.

Sprachliche Bilder können verschiedener Natur sein, unterschiedlich verwendet werden und verschiedene Wirkungen aufweisen. Für die Stilistik ist die Unterscheidung von unmittelbaren und mittelbaren (eigentlichen und uneigentlichen) Bildern relevant. Dabei geht man vom grundsätzlichen Übertragungscharakter des sprachlichen Bildes aus.

Unter unmittelbaren Bildern sind die sprachlichen Ausdrücke gemeint, die real vorhandene oder erlebte fiktive Gegebenheiten eines Wirklichkeitszusammenhanges zu bildhaften Einheiten zusammenfassen und sprachlich kennzeichnen. Sie finden sich überall dort, wo in der Wirklichkeit (oder in der Phantasie) Sichtbares sprachlich konkret erfaßt wird – durch übliche Benennungen.

Zum Beispiel: Im Garten wuchsen Birnbäume, Stachelbeersträuche und viele Heckenrosen. Alle Heckenrosen trugen wunderschöne weiße Blüten.

In diesem Satz sind die Gegenstände „Birnbäume“, „Stachelbeersträuche“ und „Heckenrosen“ an und für sich keine sprachlichen Bilder, dadurch aber wird das Bild des Gartens dargerstellt. Inzwischen erlangt die Bezeichnung des Gegenstandes „Heckenrosen“ Bildcharakter über die weitere Beschreibung „ … trugen wunderschöne weiße Blüten“.

Sprachliche Bilder sind nicht immer an die volle Satzaussage gebunden, auch das einzelne Nomen, isoliert oder in Reihungen, kann ein selbständiges Bild vertreten, wenn es entsprechend hervorgehoben ist:

 

Niedere Wolken, düstere Weite.

Altersfarben von Zwielicht und Dunkelheit.

Bäume, ledig der Blätterlast,

Entlassen die Krähenschwärme,

Die sich gebärden, als wüßten sie,

Wo es besser ist.

(H. Lenz, „Russischer Herbst“)

 

Meistens ist jedoch die Einbettung in einen Satz für den Bildcharakter wichtig.

Zuweilen aber sind Einzelbilder auch nur Teile eines größeren Bildes oder werden durch andere Bilder abgelöst.

Neben den unmittelbaren sprachlichen Bildern gibt es Bilder, in denen zwei oder mehrere Bildbereiche zu einer Aussage zusammenwirken, so dass der Bildsinn das Gemeinte nur mittelbar ausdrückt. Diese mittelbaren oder übertragenen Bilder sind seit alters bekannt und werden in der antiken Rhetorik als Tropen gekennzeichnet und verschieden gruppiert.

Darunter sind der Vergleich, die Metapher, Personifikation und Synästhesie, Allegorie und Symbol, Umschreibungen (Periphrasen), Untertreibungen und Übertretungen besonders zu nennen.

 

So kann das Erlebnis der physischen Welt über sprachliche Bilder – unmittelbare und mittelbare – nicht nur aus der Erinnerung herausgeholt werden und wenn auch verwandelt im Bewußtsein erscheinen, sondern auch als Vorstellung ganz neu geschaffen werden.

Die neugeschaffene Bildlichkeit ist eine unentbehrliche Eigenschaft der Dichtung, wobei alle theoretischen oder bloß kommunikativen Texte die Informationen ohne Bilder oder mit Bildzusätzen vermitteln. Qualitativer Unterschied besteht zwischen nichtdichterischen und dichterischen Bildern Dichterische Bilder sind sprachliche Bilder von höherer Wirksamkeit, weil sie eine stärkere Bildhaftigkeit besitzen, stärker mit anderen Stilmitteln zusammenwirken und in ihrer situativen Prägung auch über das konkret Bildhafte hinausgehen und neue Sichtweisen, allgemeinere Vorgänge oder Befindlichkeiten, ja sogar abstrakte Ideen einschließen können.

 

Freude, schöner Götterfunken,

Tochter aus Elysium,

Wir betreten feuertrunken

Himmlische, dein Heiligtum.

Deine Zauber binden wieder,

Was der Mode Schwert geteilt;

Bettler werden Fürstenbrüder,

Wo dein sanfter Flügel weilt.

(Schiller, „An die Freude“)

 

Es gibt für verschiedene Textsorten bestimmte Grundregeln zur Steigerung der sprachlichen Anschaulichkeit. Dabei ist ja kein absolutes, zeitlos gültiges Maß an die Anschaulichkeit der Darstellungsweise der einzelnen Autoren zu legen.

Anschaulichkeit im Sprachstil kann mit verschiedenen Mitteln erreicht werden. Die grundsätzlichen Forderungen eines entsprechenden Sprachgebrauchs wären Differenzierung und Dynamisierung der Darstellung.

(1) Zur Erhöhung der Anschaulichkeit dienen die Sprachmittel, die das Einzelne betonen und das Besondere statt des Allgemeinen bezeichnen.

(2) Die Anschaulichkeit wird auch durch die Dynamisierung des Sprachausdrucks erhöht, die eine entsprechende Sicht der Dinge und Ereignisse zu bieten hat (statisch ® dynamisch).

 

Beispiele:

Begriffe wirken anschaulicher, wenn sie in Einzelvorstellungen oder Personenhinweise aufgelöst werden:

die Bevölkerung ® Männer und Frauen.

Die Beschränkung auf den Singular ist meistens wirkungsvoller als die Verallgemeinerung im Plural:

Die Situation der heutigen Menschen ® die Situation des heutigen Menschen.

Die verbale Darstellung gilt noch immer als anschaulicher und lebendiger als die Umschreibung oder Abstraktion mit Substantivierungen:

ihre Leistung ® was sie leisten.

Das Aktiv erscheint treffender als das Passiv:

die Arbeit wurde geschafft ® wit schafften die Arbeit.

Synonyme heimischer Wörter sind entsprechenden Fremdwörtern vorzuziehen:

Wellness ® Wohlbefinden.

Präzise Verben sind farblosen vorzuziehen:

Vorne lag eine Wiese ® Vorne grünte eine Wiese (liegen ® grünen).

Wo es ohne Übertreibung und ohne Sinnverfälschung angeht, sollten Verben des Seins durch solche der Bewegung ersetzt werden (auch bei gleichzeitiger Personifizierung der Dinge) – insbesondere in beschreibenden Texten, die sonst leicht ermüdend wirken:

Die Fenster sind nach Süden gerichtet ® Die Fenster blicken nach Süden.

Semantisch schwache Verben bei verbalen Aussagen (auch in Prädikatsgruppe) wären durch kontextuale Synonyme zu ersetzen:

Er war bei diesem Anblicke nun wieder verjüngt ®

Er fühlte sich bei diesem Anblicke wieder verjüngt

(J.W. Goethe: „Ur-Meister” ® „Lehrjahre”).

 

Wie unter den Verben, so gibt es auch unter den charakterisierenden Adjektiven solche mit stark differenzierender und solche mit gering differenzierender Wirkung. Zu den schwach differenzierenden Adjektiven müssen zu allgemein wertende Wörter wie „schön“, „gut“, „schlecht“, „böse“, „groß“, „klein“, „ganz“ usw. gezählt werden, soweit sie nicht durch den vorangehenden oder folgenden Kontext näher bestimmt sind. Das Adjektiv „schön“ kann etwas Angenehmes (schönes Wetter), etwas Harmonisches (schöner Klang), etwas Ideales (schöne Seele), etwas Wohlgefälliges (schönes Mädchen) oder etwas Charakteristisches (schöne Burg) meinen; ein „großes Haus“ kann „hoch“, „wuchtig“, „geräumig“, „verwinkel“t, „mehrstöckig“, „langgestreckt“, „breit“ u.a.m. sein.

Eine anschauliche Beschreibung muss also nach dem „treffenden” Wort suchen – durch zu allgemeine adjektivische Angaben kann die Anschaulichkeit geschwächt werden.

Zur Erhöhung der Anschaulichkeit tragen die Adjektive (einschließlich attributiv und adverbial verwendete Partizipien) in besonderem Maße bei. Gegenstände oder Vorgänge aus dem Bereich des sinnlich Wahrnehmbaren (Sichtbaren, Hörbaren, Fühlbaren) wirken anschaulicher, wenn ihnen vorstellungsdifferenzierende Adjektive bzw. Adverbien beigefügt sind. Man vergleiche etwa folgende Sätze:

(a) (b)
Ein alter Baum Ein knorriger alter Baum
ragte ragte mit seinen weitgespannten Ästen
in den grauen Novemberhimmel. in den milchig-grauen Novemberhimmel.

Während der erste Satz durch „ragen“ und „grau“ nur vage Vorstellungen zu wecken vermag, erwächst im zweiten Satz durch „knorrig“, „weitgespannte Äste“ und „milchig-grau“ ein wesentlich anschaulicheres Bild. Dabei wirken Adjektive erst im Zusammenhang mit vorstellungskräftigen Verben recht.






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